500 Demonstrant*innen gegen Antisemitismus in Heikendorf

Etwa 500 Teilnehmer*innen unterschiedlicher politischer Hintergründe demonstrierten am Sonntagnachmittag (05.09.2021) nach den antisemitischen Vorfällen in Heikendorf ihre Solidarität mit der betroffenen Jüdin. Die Heikendorferin wurde von ihrem Vermieter verklagt, weil sie an ihrer Tür einen Davidstern als Festdekoration angebracht hatte, schlussendlich gekündigt und aus der Nachbarschaft angefeindet. Als sie im Dorf nach Unterstützung suchte, wurde sie vielfach im Stich gelassen. Schon vor einem Jahr wurden verschiedene rechte Umtriebe in der Gemeinde bekannt, die zu antifaschistischen Protesten führten.

Nach einer Auftaktkundgebung mit mehreren Redebeiträgen zogen die Demonstrant*innen vom Markt zum Hafen durch den Ortskern und endeten mit einer Abschlusskundgebung am Ausgangspunkt. Hier kam es zu Provokationen durch die AfD-Kreistagsabgeordnete Dr. Karin Kaiser, die die Veranstaltung penetrant abfilmte. Als der Unmut unter den Demonstrationsteilnehmer*innen merkbar stieg, wurde sie von der Polizei abgeführt.

Im Vorfeld hatten die antisemitischen Anfeindungen, ihre Deckelung vor Ort sowie die Ankündigung der antifaschistischen Demonstration stark polarisert und zu massiven Anfeindungen, Drohungen und juristischen Angriffen insbesondere gegen die lokalen Bündnisteilnehmer*innen geführt. Zudem wurden zahlreiche Demoplakate übergemalt und in sozialen Medien rechte Hetze verbreitet. Dass die Aktion dennoch wie geplant durchgeführt wurde und abermals eine beachtliche Beteiligung erfuhr, war somit umso wichtiger und verdient Respekt.

„Dass wir damit, wie schon im vergangenen Jahr, in Heikendorf nicht nur auf Zuspruch stoßen werden, war absehbar. Die Abgründe des Wespennests jedoch, in das mit der bloßen Veröffentlichung antisemitischer Vorfälle gestochen wurde, sprechen für sich. Das Ausmaß der Hetze, Drohungen und juristischen Angriffe insbesondere gegen unsere Bündnispartner*innen vor Ort, die nichts weiter getan haben, als sich zu verhalten, als sie um Hilfe gebeten wurden, haben in den letzten Tagen und Wochen einen immensen Druck auf die Initiator*innen dieser Demo aufgebaut. Natürlich war auch die Beteiligung unserer Struktur, das bloße Wörtchen „Antifa“ unter dem Aufruf, einer der Aufhänger für die massive Hetze. Eigentlich hatten wir wie üblich geplant, uns in diesem Redebeitrag politisch zu den Heikendorfer Zuständen zu äußern, lassen sie aber heute für sich sprechen. Sie lassen keinen Zweifel daran, wie wichtig es ist, dass wir heute hier zusammen gekommen sind und dass wir immer wieder kommen werden, wenn rechte Umtriebe dies erfordern – ob es der selbstherrlichen bürgerlichen Mitte passt oder nicht.“ (Autonome Antifa-Koordination Kiel)