Was macht eigentlich der selbsternannte Kieler „Corona Widerstand“?

Nach zwei Wochen Zwangspause kehrten etwa 30 Kieler „Corona-Rebellen“ am Samstagnachmittag, 13. Juni 2020 auf den Asmus-Bremer-Platz zurück. Die rückläufigen Teilnehmer*innenzahlen versuchten die Organisator*innen z.B. durch eine angekarrte Anhängerbühne oder eine Diabolo meets Märchenstunde-Showeinlage von Kleinkünstler Björn Dinklage höchstpersönlich zu kompensieren. Für das Sicherheitsbefinden sorgten gleich mehrere Wagenladungen Polizei sowie die bereitsaus den vorigen Wochen bekannten, eigens angeheuerten grimmigen Türstehertypen.

Neben dem Herumreiten auf Luxusproblemen wie der angeblich entwürdigenden Maskenpflicht zur Corona-Vorbeugung blickten die Redner*innen immer wieder neidvoll auf die überaus erfolgreichen Black Lives Matter-Mobilisierungen vom vorigen Wochenende auch in deutschen Städten. Da Rassismus gegen Schwarze Menschen in Deutschand kein tiefgreifendes Problem sei, witterte man auch dahinter eine weitere Verschwörung. Positiv bezog man sich dagegen auf das sozialdarwinistische Pandemie-Management von Donald Trump und die kapitalfreundliche Stimmungsmache der BILD und reihte sich damit entgegen aller Lippenbekenntnisse abermals auf Seiten der politischen Rechten ein. Andere Redner mimten mal den Volkstribun, der die Passant*innen zum Aufwachen aufforderte und für den Fall einer größenwahnsinnigen parlamentarischen Machtübernahme mit der großen Abrechnung drohte, mal gaben sie sich belesen und überreizten die Redezeit mit langatmigen Schiller-Zitaten. Soziale Forderungen, wie sie eine Woche zuvor auf einer linken Kundgebung ausgiebig zur Sprache gebracht wurden, blieben auffälligerweise wie gehabt eine Randnotiz.

Ein Dutzend Antifaschist*innen erbarmte sich auch diesmal und begleitete die harte Kost mit einem leider nach wie vor nötigen Warnhinweis auf den reaktionären Inhalt der Veranstaltung. Ein für den Folgetag geplanter unangemeldete Spaziergang der „Widerständler*innen“ an der Kiellinie sagten diese noch im Vorhinein ab.

Nachdem die samstägliche Belagerung des Asmus-Bremer-Platz durch Verschwörungsideolog*innen und Sozialdarwinist*innen am Wochenende zuvor erfreulicherweise der linken Kundgebung „Gemeinsam und solidarisch gegen Corona und Ausbeutung!“ weichen musste, versammelten sich nur noch etwa 30 Angehörige dieses Spektrums stattdessen am Sonntagnachmittag, 7. Juni 2020 an der Kiellinie. Etwa ein Dutzend Antifaschist*innen begleitete auch diese insgesamt ermüdende Veranstaltung mit einem Transparent gegen Rechtsoffenheit und reaktionäre Ideologien und erhielt viel Zuspruch von Passant*innen. Inhaltlich lag der deutliche Schwerpunkt der „Widerständler*innen“ auf dem Thema Impfen. Bewacht wurde die Kundgebung auch an diesem Tag von eigens angekarrten Securitys, die insbesondere noch vor offiziellem Beginn versuchten, Antifaschist*innen einzuschüchtern. Wenigstens die Redner*innen zeigten sich diesmal kulant und beendeten das schwer erträgliche Schauspiel eine halbe Stunde früher als gewohnt, weil niemand mehr etwas zu sagen hatte.