Tag gegen Polizeigewalt an der Gaardener Polizeiwache

Etwa 70 Demonstrant*innen versammelten sich am frühen Dienstagabend (15.03.2022) zum internationalen Tag gegen Polizeigewalt vor dem 4. Kieler Polizeirevier in Gaarden. Die Wache war im vergangenen Jahr durch eine augenscheinliche Bezugnahme auf die rassistische „Blue Lives Matter“-Kampagne in den USA in die Kritik geraten.

In Redebeiträgen wurden nach technischen Problemen geschuldetem, leicht verspäteten Beginn der Kundgebung Erfahrungsberichte von Polizeigewalt dargestellt sowie auf den systemischen Charakter von staatlicher Repression bei der Aufrechterhaltung bürgerlich-kapitalistischer Verhältnisse verwiesen. Anlässlich des bevorstehenden Tags der politischen Gefangenen wurde außerdem die zunehmende Bedrohung politischer Aktivist*innen durch Knast auch in der BRD thematisiert. Desweiteren wurde in einem Betroffenenbericht die unrühmliche Rolle der Polizei bei der lebensgefährlichen Autoattacke auf Antifaschist*innen in Henstedt-Ulzburg im Oktober 2020 dargestellt. Abschließend kam die höchst problematische gesetzliche Kompetenzerweiterung für Polizist*innen im Alltag am Beispiel von Tasereinsätzen zur Sprache. Nach gut einer Stunde endete die Veranstaltung, die von einem erstaunlich großen Polizeiaufgebot bewacht wurde.

„Anlässlich des internationalen Tag gegen Polizeigewalt versammeln wir uns hier heute vor der Gaardener Bullenwache – einem der Ausgangspunkte und Rückzugsorte polizeilicher Gewalttäter*innen in Kiel. Gaarden ist ein von Armut und Migration geprägter Stadtteil, was viele Gaardener*innen in der polizeilichen Praxis zu potentiellen Straftäter*innen macht. Ganze Straßenzüge sind als „gefährliche Orte“ kategorisiert, wo der Polizeiwillkür keinerlei rechtliche Grenzen mehr gesetzt sind. Anlasslose Kontrollen von Menschen, die der Polizei wegen irgendwelcher äußerlichen Merkmale als verdächtig erscheinen, gehören in Gaarden zum Alltag. Wer sich den Hüter*innen der bürgerlichen Klassenordnung nicht sofort fügt, muss damit rechnen, mit staatlich legitimierter Gewalt auf Linie gebracht zu werden.“ (Autonome Antifa-Koordination Kiel)