Vielfältige Gedenkaktivitäten an die rassistischen Morde von Hanau auch in Kiel

Auch in Kiel folgten Antifaschist*innen und Antirassist*innen am 19. Februar 2022 dem Aufruf der Initiative 19. Februar Hanau und gedachten trotz andauernder Unwetterwarnungen mit vielfältigen Aktivitäten der Opfer des rassistischen Terroranschlags von Hanau vor zwei Jahren.

An der Bündniskundgebung des Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel am frühen Nachmittag am Holstenfleet in der Kieler Innenstadt beteiligten sich bis zu 250 Personen. Nach einer Schweigeminute wurde in insgesamt neun Redebeiträgen verschiedener Gruppen und Organisationen an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin erinnert und ihre Leben porträtiert. Immer wieder wurden auch die rassistischen Verhältnisse in der BRD, die systemische Ignoranz der staatlichen Behörden im Nachklang der Morde sowie die Verharmlosung des kontinuierlichen rechten Terrors in der BRD als vermeintliche Einzelfälle angeprangert. Nach knapp zwei Stunden endete die Gedenkkundgebung.

Zu einer weiteren öffentlichen, knapp einstündigen Gedenkaktion vom Kollektiv afrodeutscher Frauen* (KOA) und Embipoc – Empowerment von Black, Indigenous und People of Color versammelten sich am späten Nachmittag etwa 200 Teilnehmer*innen auf dem Rathausplatz. In verschiedenen, teils sehr persönlichen Beiträgen thematisierten mehrere Rednerinnen Rassismus und Rassismuserfahrungen im deutschen Alltag. Anschließend wurden die Namen der Todesopfer von Hanau einzeln verlesen und ihrer mit Schweigeminuten, Kerzen und Blumen gedacht.

Im Stadtteil Gaarden erneuerten Antifaschist*innen außerdem die Straßenschilder der Mercedes-Kierpacz-Straße (ehemals Iltisstr.), der Vili-Viorel-Păun-Straße (ehemals Gazellenstr.) und der Ferhat-Unvar-Straße (ehemals Medusastr.). Diese hatten Anwohner*innen bereits zum ersten Jahrestag von Hanau in Erinnerung an die Todesopfer rechter Gewalt in der BRD umbenannt und ihre militaristischen und kolonialistischen Namen entfernt. Zudem entstanden im Viertel an öffentlichen Plätzen zwei kleine Gedenkstätten mit Kerzen, Blumen und den Porträts der Opfer. In den Straßen wurden außerdem zahlreiche Gedenkplakate verklebt.

„Armin Kurtović, Vater von Hamza, antwortete auf die Frage, wie die Ermordung seines Sohnes und die darin anschließenden Erfahrungen mit deutschen Behörden sein Leben verändert haben: „Manchmal packt mich die Wut, dann will ich die deutsche Staatsbürgerschaft abgeben und das Land verlassen. Ich will meinen Sohn ausgraben und mitnehmen. Aber ich muss dafür kämpfen, dass hier Gerechtigkeit rauskommt. Manche sagen: „Egal was Sie machen, es bringt Ihren Sohn nicht zurück“. Das weiß ich auch, dafür brauche ich die nicht. Aber ich tue es für ihn.“

Für Hamza Kenan Kurtović und alle Todesopfer von Hanau, in Solidarität mit allen Betroffenen des rassistischen und rechten Terrors in der BRD: Gemeinsam kämpfen für Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen.

Antifaschistischen Selbstschutz organisieren – rassistische Verhältnisse überwinden – das Morden stoppen!“ (Autonome Antifa-Koordination Kiel)