80 Teilnehmer*innen demonstrieren vor Kieler Falckwache gegen Polzeigewalt

Etwa 80 Personen beteiligten sich am Montagnachmittag unter dem Motto „Polizei – kein Freund, kein Helfer“ an der Kundgebung zum internationalen Tag gegen Polizeigewalt vor dem 2. Polizeirevier in der Falckstraße. Die Falckwache ist in Kiel seit Jahrzehnten als berüchtigter Tatort von Polizeigewalt bekannt.

In drei Redebeiträgen wiesen Redner*innen der Turboklimakampfgruppe Kiel, der Antifaschistischen Jugend Kiel sowie der Autonomen Antifa-Koordination Kiel auf aktuelle lokale, regionale und bundeweite Fälle von Polizeigewalt hin, thematisierten deren überproportional häufige rassistische Motivation und analysierten die Rolle der Polizei als Hüterin der bürgerlich-kapitalistischen Verhältnisse. Zudem wurde im Hinblick auf den bevorstehenden Tag der politischen Gefangenen am 18. März auf die andauernde Repression gegen linke und emanzipatorische Bewegungen hingewiesen, die sich immer öfter auch in Haftstrafen für Aktivist*innen niederschlägt.

„Heute ist der 15. März, der 1997 zum internationalen Tag gegen Polizeigewalt ausgerufen wurde, anlässlich dessen wir diese Kundgebung durchführen. Am Donnerstag, dem 18. März, begehen wir außerdem den Tag der politischen Gefangenen, der nunmehr vor fast 100 Jahren von der historischen Internationalen Roten Hilfe erstmalig begründet wurde. Er wurde damals auf jenen Tag datiert, der den Beginn der Pariser Kommune am 18. März 1871 markierte. Dieser historisch erste umfassende Versuch revolutionärer Massen, Schluss zu machen mit Krieg, Monarchie und Kapitalherrschaft und Sozialismus, Rätedemokratie, Geschlechterbefreiung und ein würdevolles Leben für alle durchzusetzen, jährt sich in diesen Tagen zum 150. Mal. Die Commune wurde nach nur 72 Tagen von der durch preußische Truppen gestützten französischen Bourgeoisie in einem blutigen Massaker niedergemetzelt. Nichtsdestotrotz, und gerade deshalb, ist die Kommune von Paris für uns bis heute ein Quell der Inspiration geblieben und lebendiger Nachweis, dass sich Gesellschaft tatsächlich demokratisch, egalitär und an den Bedürfnissen der popularen Klassen orientiert organisieren lässt. Und sie erinnert uns daran, was wir vom bürgerlichen Staat zu erwarten haben, wenn wir uns daran machen, die Machtfrage im Klassenkampf konkret zu stellen. Damit die zehntausenden Kommunard*innen, die bei der Verteidigung des revolutionären Paris niemals vergessen werden, möchten wir heute an sie erinnern. Vive la Commune!

Die Erde ist seitdem 150 Mal um die Sonne gewandert und hat sich dementsprechend stark verändert. Unverändert geblieben sind jedoch die grundlegenden Prinzipien, nach denen sich bürgerliche Klassenherrschaft strukturiert und durch staatliche Gewalt aufrecht erhält. Wir sind also auch heute noch gezwungen, die Kriminalisierung von emanzipatorischen Bewegungen, das Knastsystem und den institutionalisierten Rassismus in Polizei und Justiz zu thematisieren und zurückzuschlagen.“ (Autonome Antifa-Koordination Kiel)