- Über 100 Leute bei spontanem Fest der Solidarität vorm Li(e)ber Anders
- Weitere Aktionen gegen Naziterror und Rechtsruck geplant
- Polizei sieht keine Hinweise auf rechten Anschlag
Nachdem es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zu einem von rechten Täter_innen verübten Brandanschlag auf die Fassade des Li(e)ber Anders in Kiel-Gaarden kam, öffnete der linke Laden bereits am Donnerstag wieder seine Türen und lud zu einem Fest der Solidarität ein. Dem spontanen Aufruf folgten über 100 Leute um ihre Solidarität auszudrücken und bei warmen Getränken und Snacks weitere Informationen über die Geschehnisse zu erhalten. Unter die Anwesenden mischten sich auch Anwohner_innen aus der Straße und dem Stadtteil, die mittels Flugblätter über den Anschlag in Kenntnis gesetzt und zum Kennenlernen in den Li(e)ber Anders eingeladen wurden. In einer Ansprache bekräftigten Aktivist_innen des Ladenprojekts sich auf keinen Fall von dieser Aktion einschüchtern zu lassen und die Arbeit als offenes Stadtteilprojekt weiterhin fortzusetzen. Kraft dafür geben zahlreiche Solidaritätsbekundung, die den Li(e)ber Anders nach dem Anschlag erreichten, sowohl von Anwohner_innen als auch anderen lokalen Projekten bis hin zu bundesweiten und sogar internationalen Initiativen, etwa aus Manchester oder Barcelona.
Gleichzeitig wurde betont, dass diese Tat keinen Einzelfall darstellt, sondern das sich aktuell (Brand-)Anschläge auf linke und emanzipatorische Räume bundesweit wieder auffällig häufen, angestachelt durch einen gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck. Daher, so die Aktivist_innen weiter, ist aktuell auch nicht die Zeit um betroffen oder geschockt über solche Anschläge zu sein, sondern vielmehr muss gemeinsam und entschlossen gegen Naziterror und die rechte Mobilmachung vorgegangen werden. Bereits konkret wird für Mitte Januar eine antifaschistische Demonstration als Zeichen gegen Naziterror, Rechtsruck und die autoritäre Formierung geplant, weitere Infos folgen in Kürze.
Während das Zielobjekt, die im Vorfeld ans Haus geschmierten Nazi-Drohungen und das Verbrennen der vom Wagenplatz Schlagloch geklauten Transparente eine klare Sprache sprechen und eine rechte Urheberschaft des Anschlags verdeutlichen, übt sich die Kieler Polizei mal wieder in der bereits bekannten Entpolitisierung rechter Gewalt. So sieht diese keine konkreten Hinweise für einen rechten Anschlag und da nur ein Laken gebrannt hätte, würde offen nach links, rechts und geradeaus ermittelt. Das sich emanzipatorische Projekte bei der Aufklärung oder Bekämpfung rechter Angriffe nicht auf Staatsorgane verlassen können, wird sowohl an dieser verharmlosenden Reaktion und noch klarer an den immer weiter aufgedeckten Verwicklungen zwischen Polizeiapparat und rechten Strukturen deutlich, wie etwa jüngst in Frankfurt, wo eine rechtsradikale Zelle aus mindestens fünf Polizist_innen unter dem Namen NSU 2.0 eine bekannte Anwältin und ihre zweijährige Tochter bedroht hat.
Kieler Antifaschist_innen sollten die gegenwärtigen Entwicklungen im örtlichen Nazi-Sumpf aufmerksam verfolgen und sich auf nötige Gegenwehr vorbereiten. Beteiligt euch an weiteren Solidaritätsaktion, organisiert euch und werdet aktiv, um rechten Akteuren, ihrer Propaganda und ihren Aktionen keinen Raum zu lassen.