„Die be­frei­te Ge­sell­schaft er­kämp­fen!“ – Aufruf linksradikaler Gruppen zum 1. Mai 2012 in NMS

So­li­da­ri­tät und Eman­zi­pa­ti­on statt na­tio­na­lis­ti­scher Bar­ba­rei!
Na­zi­auf­marsch am 1. Mai in Neu­müns­ter blo­ckie­ren – an­grei­fen – ver­hin­dern! Die be­frei­te Ge­sell­schaft er­kämp­fen!

Am 1. Mai 2012 will die neo­na­zis­ti­sche NPD als Hö­he­punkt ihres Land­tags­wahl­kamp­fes im schles­wig-​hol­stei­ni­schen Neu­müns­ter auf­mar­schie­ren. Der 1. Mai ist tra­di­tio­nell der in­ter­na­tio­na­le Kampf­tag der Ar­bei­ter_in­nen­be­we­gung, an­läss­lich des­sen seit 1890 welt­weit Mil­lio­nen von Men­schen in Ge­den­ken an die Opfer des Ar­bei­ter_in­nen­auf­stands vom Chi­ca­go­er Hay­mar­ket 1886 und für Ar­bei­ter_in­nen­rech­te auf die Stra­ße gehen. Be­zugs­punkt für die NPD an die­sem Datum ist aber der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche „Tag der na­tio­na­len Ar­beit“. Die­ser wurde 1933 nur we­ni­ge Mo­na­te nach der Macht­über­tra­gung an Hit­ler als ge­setz­li­cher Fei­er­tag in Na­zi-​Deutsch­land in­stal­liert, um den be­fürch­te­ten an­ti­fa­schis­ti­schen Kund­ge­bun­gen der or­ga­ni­sier­ten Ar­bei­ter_in­nen­schaft am 1. Mai das Was­ser ab­zu­gra­ben und die Zer­schla­gung der Ge­werk­schaf­ten am 2. Mai vor­zu­be­rei­ten. Statt in­ter­na­tio­na­lem Klas­sen­kampf wurde die Deut­sche Ar­beits­front ge­fei­ert, im Mit­tel­punkt stan­den nicht mehr ant­ago­nis­ti­sche Klas­sen­ver­hält­nis­se son­dern die deut­sche Volks­ge­mein­schaft und das spe­zi­fisch deut­sche Ver­hält­nis zur Ar­beit als Selbst­zweck.(1)Wer vom Ka­pi­ta­lis­mus nicht reden will, soll vom Fa­schis­mus schwei­gen…

Die zahl­rei­chen fa­schis­ti­schen und rechts-​au­to­ri­tä­ren Re­gime in ganz Eu­ro­pa waren die re­ak­tio­nä­ren Ant­wor­ten auf die so­zia­len Ver­un­si­che­run­gen ei­ner­seits und re­vo­lu­tio­nä­ren Pro­zes­se an­de­rer­seits im Zuge der gro­ßen Welt­wirt­schafts­kri­se von 1929. Den­noch lässt sich ge­ra­de die deut­sche Spiel­art des Fa­schis­mus nicht ein­di­men­sio­nal als Kri­sen­fol­ge er­klä­ren: Der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus konn­te auf ein lange tra­dier­tes Fun­da­ment aus An­ti­se­mi­tis­mus, Chau­vi­nis­mus, Au­to­ri­ta­ris­mus und Mi­li­ta­ris­mus des völ­kisch be­grün­de­ten deut­schen Na­tio­nal­ge­fühls auf­bau­en. Die Ent­schei­dung der Mehr­heit der Deut­schen für die wahn­haf­te Aus­gren­zung, Aus­beu­tung, Ver­skla­vung und Ver­nich­tung von zu Un­ter­men­schen oder Volks­schäd­lin­gen er­klär­ten Men­schen und gegen die Op­ti­on der eman­zi­pa­to­ri­schen Auf­he­bung der kri­sen­haf­ten ka­pi­ta­lis­ti­schen Ver­hält­nis­se und der Durch­set­zung der Gleich­heit aller, gip­fel­te in Ver­nich­tungs­krieg und Shoa. Statt die Schuld für die Fol­gen der Wirt­schafts­kri­se in der bür­ger­lich-​ka­pi­ta­lis­ti­schen Ge­sell­schafts­ord­nung zu su­chen, wurde sie einem ideo­lo­gi­schen Außen zu­ge­scho­ben – vor allem einer an­geb­li­chen jü­disch-​bol­sche­wis­ti­schen Welt­ver­schwö­rung. Trotz sei­ner teil­wei­se re­bel­li­schen und an­ti-​bür­ger­li­chen In­sze­nie­rung: Der NS ist nur auf Grund­la­ge der Wi­der­sprüch­lich­keit der bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft zu ver­ste­hen, die mit der bar­ba­ri­schen Re­gres­si­on seit ihrer Ent­ste­hung min­des­tens eben­so schwan­ger geht, wie mit der Mög­lich­keit ihrer eman­zi­pa­to­ri­schen Auf­he­bung.

Au­to­ri­tä­re Kri­sen­lö­sun­gen

Wir er­le­ben grade die hef­tigs­te Krise der ka­pi­ta­lis­ti­schen Wirt­schaft der letz­ten 80 Jahre. In einem glo­ba­li­sier­ten Ka­pi­ta­lis­mus ver­su­chen die ein­zel­nen na­tio­nal­staat­lich ver­fass­ten Wirt­schafts­stand­or­te ihren Arsch zu ret­ten. Wenn die deut­sche Re­gie­rung ihre öko­no­mi­sche und po­li­ti­sche Vor­macht­stel­lung in Eu­ro­pa, die vor allem durch ihre ex­port­ori­en­tier­te Wirt­schaft auf Kos­ten der im­por­tie­ren­den Staa­ten und der hie­si­gen Lohn­ab­hän­gi­gen er­mög­licht wurde, ag­gres­siv durch den Ruin und die Un­ter­wer­fung von Stand­or­ten wie Grie­chen­land durch­setzt, be­treibt sie ka­pi­ta­lis­ti­schen Kon­kur­renz­kampf der Na­tio­nal­öko­no­mi­en.

 

Dass häu­fig grade in sol­chen Zei­ten ir­ra­tio­na­le und men­schen­feind­li­che Ideo­lo­gi­en an Be­deu­tung ge­win­nen ist kein Zu­fall. Durch vor­han­de­ne Res­sen­ti­ments und au­to­ri­tä­re Cha­rak­ter­zü­ge un­ter­stüt­zen viele Men­schen re­ak­tio­nä­re For­men der Kri­sen­ver­wal­tung. Wenn auf eher links ver­or­te­ten Kri­sen­de­mos unter Ver­wen­dung an­ti­se­mi­ti­scher Ste­reo­ty­pen in gie­ri­gen Macht­cli­quen die Ver­ant­wort­lich­keit ge­sucht und an deut­schen Stamm­ti­schen ras­sis­tisch gegen „faule Plei­te­grie­chen“ ge­hetzt wird, ge­schieht die Ideo­lo­gie­pro­duk­ti­on nicht sel­ten auch ohne Hoch­glanz-​Kam­pa­gnen als Selbst­gän­ger von unten. So wird der Kon­kur­renz­kampf der na­tio­nal­staat­lich or­ga­ni­sier­ten Stand­or­te durch re­ak­tio­nä­re Res­sen­ti­ments le­gi­ti­miert.

Gren­zen­lo­se So­li­da­ri­tät statt Ka­pi­ta­lis­mus und Volks­ge­mein­schaft!

Am 1. Mai gilt es für uns also auch, dem Ge­fa­sel von wahl­wei­se „Stand­ort“ oder „Volks­ge­mein­schaft“ ent­ge­gen­zu­tre­ten und klar­zu­ma­chen, dass das In­ter­es­se der deut­schen Schol­le nicht unser In­ter­es­se ist. Viel­mehr gilt es zu un­ter­strei­chen, dass Deutsch­land nur des­halb Kri­sen­ge­winn­ler ist, weil es hier seit Jah­ren sta­gnie­ren­de Re­al­löh­ne gibt, dass der Auf­schwung vor allem da­durch er­kauft wurde, dass mas­sen­wei­se be­schis­sen be­zahl­te Jobs ge­schaf­fen wor­den sind, sprich: Dass dem Ka­pi­tal al­ler­bes­te Ver­wer­tungs­mög­lich­kei­ten ge­schaf­fen wor­den sind. Wir haben kei­nen Bock dar­auf, uns hier für ’ne Hand­voll oder auch ein paar mehr Euro ka­putt zu ar­bei­ten, wir haben kei­nen Bock uns als mo­der­ne Skla­ven in Lei­h­ar­beits­ver­hält­nis­sen zu ver­kau­fen oder von Hart­z4 zu ve­ge­tie­ren, damit der groß­deut­sche Stand­ort wei­ter zu sei­nen Guns­ten die Le­bens­be­din­gun­gen gan­zer Ge­sell­schaf­ten an­ders­wo zer­stö­ren kann. Des­halb kämp­fen wir auch und ge­ra­de heute noch im Geis­te der Hay­mar­ket-​Auf­stän­di­schen vom 1. Mai 1886 für die Auf­he­bung des zer­stö­re­ri­schen und men­schen­feind­li­chen ka­pi­ta­lis­ti­schen Aus­beu­tungs­ver­hält­nis­ses – über­all! Wenn wir den Nor­mal­be­trieb der Ka­pi­tal­ver­wer­tung hier in Deutsch­land sa­bo­tie­ren, be­trei­ben wir prak­ti­sche So­li­da­ri­tät mit den kämp­fen­den Men­schen in Grie­chen­land und an­ders­wo!
Kommt zur re­vo­lu­tio­nä­ren Vor­a­bend­de­mo am 30.4. in Kiel.

Gegen re­ak­tio­nä­re Kri­sen­ver­wal­tungs­stra­te­gi­en – für in­ter­na­tio­na­len Klas­sen­kampf!
Ka­pi­ta­lis­mus ab­schaf­fen!

It’s just a mo­ment bet­ween his­to­ry and now…

Ge­ra­de im Um­gang des deut­schen Staa­tes und Stamm­ti­sches mit Grie­chen­land zeigt sich, dass es ein „ge­läu­ter­tes Deutsch­land“ nicht gibt, dass auch der „mo­der­ni­sier­te“ deut­sche Na­tio­na­lis­mus nicht ohne Groß­macht­stre­ben auskommt.​Auf der einen Seite ver­wei­gert der selbst­er­nann­te „Er­in­ne­rungs­welt­meis­ter“ den Op­fern von NS-​Kriegs­ver­bre­chen nicht nur im grie­chi­schen Dist­o­mo Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen, an­de­rer­seits for­dert die BILD-​Zei­tung in im­pe­ria­ler Ma­nier: „Gebt uns Korfu, dann gibt’s Kohle.“ Zur Er­in­ne­rung: Der letz­te deut­sche An­lauf zur Be­herr­schung Kor­fus kos­te­te fast 1600 der 1900 dort le­ben­den Jü­din­nen und Juden das Leben, die An­zahl der Opfer der Bom­bar­die­run­gen ist nicht be­kannt.

 

Die NPD ver­tritt mit ihrem stump­fen Motto ihres Auf­ru­fes zum 1. Mai „Wir ar­bei­ten – Brüs­sel kas­siert! Raus aus dem Euro!“ eine eher alt­ba­cke­ne Ver­si­on re­ak­tio­nä­rer Kri­sen­ver­wal­tung in Form der na­tio­na­len Aut­ar­kie – die frei­lich ohne krie­ge­ri­sche Raub­zü­ge nicht zu haben ist. Tat­säch­lich macht sie sich damit für einen an­de­ren Weg an­ti-​eman­zi­pa­to­ri­scher Kri­sen­po­li­tik stark, als den der deut­schen Do­mi­nanz in einem öko­no­misch ver­ei­nig­ten Eu­ro­pa. Die deut­sche Do­mi­nanz als Ziel haben auch zahl­rei­che Li­be­ra­le, So­zi­al­de­mo­kra­ten und Kon­ser­va­ti­ve. Das chau­vi­nis­ti­sche Stre­ben nach einer deut­schen Groß­macht als Ziel­vor­stel­lung gibt es als in ver­schie­de­nen Va­ri­an­ten, al­ler­dings ist es bei den be­ken­nen­den Neo­na­zis näher an der mör­de­ri­schen Tra­di­ti­on des his­to­ri­schen Na­tio­nal­so­zia­lis­mus an­ge­sie­delt.

 

Mor­den­de Nazis unter staat­li­chem Auge – Deut­sche Nor­ma­li­tät

 

Doch es braucht in Deutsch­land keine Krise um Aus­gren­zung und mör­de­ri­schen Ras­sis­mus her­vor­zu­brin­gen, dafür reicht auch schon der deut­sche All­tags­be­trieb ganz al­lein. Aus dem groß­deut­schen Jubel An­fang der 1990er Jahre her­aus be­gin­gen Neo­na­zis rei­hen­wei­se ras­sis­ti­sche Morde und Po­gro­me, häu­fig im ideo­lo­gi­schen oder auch prak­ti­schen Schul­ter­schluss mit der deut­schen Mehr­heits­ge­sell­schaft und der deut­schen Le­gis­la­ti­ve. Dem da­mals er­stark­te Mi­lieu des or­ga­ni­sier­ten Neo­na­zis­mus ent­stammt die in Schles­wig-​Hol­stein 2003 auf­ge­flo­ge­ne Com­ba­t18-​Zel­le, dem glei­chen Mi­lieu ent­stammt auch der im No­vem­ber letz­ten Jah­res nur zu­fäl­lig auf­ge­flo­ge­ne NSU, des­sen ras­sis­ti­scher Mord­se­rie seit 2000 min­des­tens 10 Men­schen zum Opfer ge­fal­len sind.

 

Die Ge­schich­te die­ser neo­na­zis­ti­schen Mör­der­ban­de kann dabei ex­em­pla­risch ge­se­hen wer­den für die Be­din­gun­gen, unter denen selbst offen ter­ro­ris­tisch auf­tre­ten­de Neo­na­zis in der BRD agie­ren kön­nen. Unter Auf­sicht des deut­schen In­lands­ge­heim­diens­tes „Ver­fas­sungs­schutz“, von ihm un­ter­stützt oder gar an­ge­führt ent­ste­hen Na­zi­struk­tu­ren – fi­nan­ziert aus öf­fent­li­chen Mit­teln. So­lan­ge diese In­for­ma­ti­ons­quel­len unter Kon­trol­le schei­nen, hält der VS seine schüt­zen­de Hand über sie, of­fen­sicht­lich sogar bei Mor­den. Gleich­zei­tig spielt sich sel­bi­ge in na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher und an­ti­kom­mu­nis­ti­scher Tra­di­ti­on ste­hen­de In­sti­tu­ti­on als füh­ren­der Stich­wort­ge­ber po­li­tik­wis­sen­schaft­li­cher Theo­rie auf, um mit sei­ner plat­ten Ex­tre­mis­mus­dok­trin an­ti­fa­schis­ti­sches und lin­kes En­ga­ge­ment zu de­nun­zie­ren und Na­zi-​Ideo­lo­gie zu ver­harm­lo­sen. Eine Schel­min, die Böses dabei denkt: Das Agie­ren des VS ist kein Ver­sa­gen, wie es der­zeit viele em­pört, aber staats­gläu­big, fest­stel­len wol­len, son­dern ent­spricht sei­ner Struk­tur.

 

Eine an­ti­fa­schis­ti­sche Mi­ni­mal­for­de­rung kann nicht nur in An­be­tracht der jüngs­ten deut­schen Hor­ror­ge­schich­te nur die nach so­for­ti­ger Auf­lö­sung des Ver­fas­sungs­schut­zes sein. Unser Auf­trag dar­über hin­aus bleibt ein­mal mehr die Stär­kung und Or­ga­ni­sie­rung an­ti­fa­schis­ti­scher Struk­tu­ren un­ab­hän­gig von staat­li­chen In­sti­tu­tio­nen, ins­be­son­de­re sei­ner Re­pres­si­ons­or­ga­ne. Es ist an uns, au­to­no­me An­ti­fa-​Struk­tu­ren zu or­ga­ni­sie­ren!

Neu­müns­te­ra­ner Zu­stän­de

Auch in Neu­müns­ter sind ge­walt­tä­ti­ge Nazis kein Aus­nah­me­zu­stand, der nur bei Auf­mär­schen am 1. Mai auf­tritt. In der Stadt herrscht ein Klima der Igno­ranz be­züg­lich rech­ter Ideo­lo­gi­en und Ak­ti­vi­tä­ten. Es herrscht eine Tra­di­ti­on des Weg­schau­ens, bis hin zur Be­für­wor­tung neo­na­zis­ti­schen Trei­bens, deren pro­mi­nen­tes­te Kon­se­quenz das mitt­ler­wei­le über 15jäh­ri­ge be­ste­hen des nord­deutsch­land­wei­ten Na­zi­treff­punk­tes Club­88. Auch die zwi­schen 2001 und 2003 in Schles­wig-​Hol­stein exis­tie­ren­de Zelle der Na­zi-​Ter­ror­grup­pe „Com­ba­t18″ war mit den Neu­müns­te­ra­ner Na­zi-​Struk­tu­ren eng ver­ban­delt.

 

Zwar hat der „Club“ in den ver­gan­ge­nen Jah­ren an Be­deu­tung als In­fra­struk­tur der or­ga­ni­sier­ten Neo­na­zi­sze­ne ver­lo­ren und auch seine Be­su­che­rIn­nen­zah­len sind mit den Aus­ma­ßen um die Jahr­tau­send­wen­de längst nicht mehr ver­gleich­bar, al­ler­dings steigt seine Sym­bol­kraft mit jedem Jahr, in dem er exis­tiert. Dar­über hin­aus exis­tiert seit ei­ni­gen Jah­ren auch noch eine Na­ziknei­pe in der Neu­müns­te­ra­ner In­nen­stadt in un­mit­tel­ba­rer Nähe zur lin­ken „Ak­ti­on Ju­gend­zen­trum“. Be­trei­ber die­ser Knei­pe sind Horst und Pas­cal Mi­cheel. Mitt­ler­wei­le wird die Ti­ta­nic auch ver­mehrt von Mit­glie­dern der „Ban­di­dos“ fre­quen­tiert, wel­che sich – nicht nur in Neu­müns­ter – aus be­kann­ten Nazis zu­sam­men­set­zen. Trotz der nicht nur po­ten­zi­el­len, son­dern be­reits auch schon rea­len Be­dro­hungs­si­tua­tio­nen, die von Be­su­cher_in­nen der Ti­ta­nic aus­gin­gen, sieht die Stadt kei­nen Hand­lungs­druck gegen diese Na­ziknei­pe vor­zu­ge­hen. Statt­des­sen wird gegen Ver­an­stal­tun­gen der AJZ und deren Be­su­cher_in­nen re­pres­siv vor­ge­gan­gen.
In Zei­ten des Wahl­kamp­fes und der Mög­lich­keit einer me­di­en­wirk­sa­men Po­si­tio­nie­rung zum Thema NSU füh­len sich die so­ge­nann­te Stadt­ver­tre­ter_in­nen nun plötz­lich dazu be­ru­fen, sich wider ihres bis­he­ri­ges Um­gangs zu po­si­tio­nie­ren.

 

Den­noch: Ge­ra­de der Be­deu­tungs­ver­lust des Club­88 ist auch ein Er­folg an­ti­fa­schis­ti­scher Mo­bi­li­sie­run­gen nach Neu­müns­ter und einer jah­re­lan­gen Kam­pa­gne gegen den Club­88-​Ge­burts­tag und kei­nes­falls der eines ver­meint­li­chen En­ga­ge­ments eta­blier­ter Po­li­ti­ker_in­nen.

 

Den NPD Wahl­kampf ge­mein­sam lahm­le­gen!

 

Ab­ge­se­hen von dem jähr­li­chen Auf­marsch-​Event in Lübeck kann die Neo­na­zi­sze­ne in Schles­wig-​Hol­stein schon seit Jah­ren keine Mo­bi­li­sie­rungs­fä­hig­keit über den zah­len­mä­ßig zwei­stel­li­gen Be­reich mehr vor­wei­sen. Die auf Kon­fron­ta­ti­on aus­ge­rich­te­ten „Au­to­no­men Na­tio­na­lis­ten“, die hier zu­sam­men mit der NPD kurz­zei­tig die größ­te Stra­ßen­prä­senz hat­ten, sind man­gels Er­folgs­er­leb­nis­sen im Nie­der­gang be­grif­fen. Auch die meist unter Par­tei­wei­sung statt­fin­den­den Info­stän­de und Kleinst­kund­ge­bun­gen der letz­ten Mo­na­te sind eher auf der per­ma­nen­ten Flucht vor an­ti­fa­schis­ti­schen Ge­gen­ak­ti­vi­tä­ten als öf­fent­lich­keits­wirk­sam ge­we­sen. Der Auf­marsch am 1. Mai in Neu­müns­ter, bei dem die NPD und ihre Freun­dIn­nen sich nicht un­we­sent­li­che Un­ter­stüt­zung auch aus an­de­ren nörd­li­chen Bun­des­län­dern er­hof­fen kön­nen, darf in Kom­bi­na­ti­on mit dem „Trau­er­marsch“ in Lübeck am 31. März und auch dem „Tag der deut­schen Zu­kunft“ am 2. Juni in Ham­burg als Ver­such der hie­si­gen, le­dig­lich durch das kon­ti­nu­ier­li­che Wir­ken ei­ni­ger we­ni­ger Füh­rungs­ka­der noch exis­ten­ten or­ga­ni­sier­ten Na­zi­sze­ne ge­wer­tet wer­den, diese Ten­denz auf­zu­bre­chen und sich eine er­neu­er­te Basis auf der Stra­ße zu schaf­fen.

 

Nicht nur in die­ser Hin­sicht muss sich die an­ti­fa­schis­ti­sche Be­we­gung in den kom­men­den Mo­na­ten auch auf die ob­li­ga­to­ri­schen klei­ne­ren öf­fent­li­che Wahl­kampf­auf­trit­te und die Ver­brei­tung von Na­zi-​Pro­pa­gan­da im gan­zen Land ein­stel­len. Für uns steht fest, dass wir weder die lei­der üb­li­chen brau­nen Be­gleit­erschei­nun­gen des Wahl­kampfs, noch das of­fen­sicht­li­che Be­mü­hen der NPD um eine ver­bes­ser­te Aus­gangs­si­tua­ti­on auf der Stra­ße dul­den wer­den. Wo immer das Pack meint, mit sei­nem na­tio­na­lis­ti­schen, an­ti­se­mi­ti­schen und ras­sis­ti­schen Dreck rum­het­zen zu müs­sen, dür­fen sie damit rech­nen, mit uns auf mo­ti­vier­te Geg­ner_in­nen zu tref­fen. Der Er­folg von Dres­den hat ge­zeigt, dass das re­spekt­vol­le Zu­sam­men­wir­ken un­ter­schied­li­cher Ak­ti­ons­for­men ein rie­si­ges Po­ten­ti­al birgt. So war es mög­lich die ei­ge­nen In­ter­es­sen gegen die der Po­li­zei durch­zu­set­zen, die seit Jah­ren unter dem Vor­wand der Mei­nungs­frei­heit den Neo­na­zis den Raum auf der Stra­ße er­kämpft. Ob Tril­ler­pfei­fen-​Tin­i­tus in Na­zio­h­ren oder über­tön­te Hetz­re­den bei ihren Kund­ge­bun­gen, ob um­ge­schep­per­te In­fo­ti­sche oder kraft­vol­le An­ti­fa-​Pro­tes­te, ob zer­stör­te Wahl­pla­ka­te oder zer­fetz­te Flug­blät­ter: Wir be­grü­ßen jedes durch po­li­ti­sche Re­fle­xi­on ent­wi­ckel­te Mit­tel, den NPD-​Wahl­kampf tat­kräf­tig zu sa­bo­tie­ren. Ob deut­li­che Worte auf einer an­ti­fa­schis­ti­schen Kund­ge­bung oder mi­li­tan­te An­grif­fe auf die Na­zi­de­mo, ob Mas­sen­blo­cka­den oder ein paar ver­letz­te Nazis bei der An- und Ab­rei­se . Wir freu­en uns auf eure Krea­ti­vi­tät und Ge­schick­lich­keit, wenn es darum geht den wi­der­li­chen NPD-​Auf­zug am 1. Mai in Neu­müns­ter mit­samt sei­ner Prot­ago­nis­t_in­nen nach­hal­tig, un­miss­ver­ständ­lich und selbst­re­dend immer so fried­lich, wie eben mög­lich von der Stra­ße zu wämm­sen.

 

Wir rufen alle An­ti­fa­schis­t_in­nen dazu auf, den Nazis am 1. Mai 2012 den Emp­fang zu be­rei­ten, der ihnen ge­bührt. Or­ga­ni­siert Euch, be­rei­tet Euch auf den Tag vor und in­for­miert Euch re­gel­mä­ßig über die ge­plan­ten Ak­tio­nen. Der An­trieb un­se­res An­ti­fa­schis­mus nicht nur an die­sem Tag, ist nicht etwa die Ver­tei­di­gung der deut­schen Hei­mat vor ir­gend­wel­chen Ver­fas­sungs­fein­den oder Ima­ge­schä­den, son­dern weit links der selbst­er­nann­ten Mitte an­ge­sie­delt: In dem kämp­fe­ri­schen Be­geh­ren nach einem wür­de­vol­len Leben in So­li­da­ri­tät für alle Men­schen welt­weit frei von jeder Form der Aus­beu­tung und Un­ter­drü­ckung – die ur­sprüng­li­che, ein­zi­ge, un­se­re Be­grün­dung des 1. Mai.

Die Ver­nich­tung des Fa­schis­mus mit­samt sei­ner Wur­zeln bleibt unser Ziel!(2)
1. Mai – na­zi­frei! Auf nach NMS!
Zu­sam­men den NPD-​Auf­marsch ro­cken: Auf Euren Ebe­nen, mit Euren Mit­teln!

 

Au­to­no­me An­ti­fa-​Ko­or­di­na­ti­on Kiel | An­ti­fa Neu­müns­ter | An­ti­fa­schis­ti­sche In­itia­ti­ve Pin­ne­berg | An­ti­fa Dith­mar­schen | Smi­ley Faces/USP | FAU Kiel | (Wenn auch Ihr die­sen Auf­ruf un­ter­zeich­nen wollt, mel­det Euch hier!)

 

30. April: Re­vo­lu­tio­nä­re Vor­a­bend­de­mo

17 Uhr | Waitz­str./Hol­ten­au­er­str. | Kiel
Im An­schluss: Tanz in den Mai in der Alten Meie­rei mit letz­ten Infos & u.a. Esne Beltza (Bas­ken­land)

1. Mai: An­ti­fa­schis­ti­sche Ak­tio­nen gegen den Na­zi­auf­marsch

all day | all areas | Neu­müns­ter

Fuß­no­ten:

1 Li­te­ra­tur­hin­weis: Zum spe­zi­fisch deut­schen Ar­beits­be­griff und des­sen an­ti­se­mi­ti­scher Kon­no­ta­ti­on: Schatz, H./Wo­el­di­ke, A.: Frei­heit und Wahn deut­scher Ar­beit. Zur his­to­ri­schen Ak­tua­li­tät einer fol­gen­rei­chen an­ti­se­mi­ti­schen Pro­jek­ti­on.

2 Frei nach dem Schwur von Bu­chen­wald der KZ-​Über­le­ben­den vom 19. April 1945 nach ihrer Be­frei­ung.