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 Geschichtsrevisionistische / NS-verherrlichende Veranstaltung in Kieler Burschenschaft 
 Burschenschaftliche Verhältnisse in Kiel 
 In Kiel  besteht traditionell eine differenzierte Korposzene. Diese erstreckt  sich von vermeintlich harmlosen Segler- und christlichen Verbindungen  bis hin zum rechten Rand, dazu gehören zwei Burschenschaften des  Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“, welcher jüngst in den Medien  war aufgrund von Äußerungen und dem Wunsch einiger Mitglieder nach einem „Arier-Paragraphen“. 
 Unterschiede und Gemeinsamkeiten 
 Die Verbindungen unterscheiden sich (auch) durch ihr Verhältnis zum  Fechten. In einigen Kieler Verbindungen wird dieses Männlichkeitsritual  nicht vollzogen, andere bezeichnen sich als „fakultativ schlagend“ und  einige betrachten das Fechten als Pflicht, um die burschenschaftliche  „Ehre“ zu erlangen. 
 Gemeinsam ist den meisten Kieler Korpos ein  positives Verhältnis zum „Vaterland“, das sich wahlweise in  Patriotismus, Nationalismus oder auch offenen oder schlecht kaschierten  Sympathien für den deutschen Faschismus zeigt. 
 Eine weitere  Gemeinsamkeit ist der offene Sexismus, manifestiert im generellen  Ausschluss von Frauen. Die Frau wird dem burschenschaftlichen Weltbild  folgend als be_schützenswertes Geschlecht bezeichnet. Im korporierten  Alltag kommen Frauen nur als Beiwerk bei gesellschaftlichen Anlässen wie Bällen o. ä. vor – bei „ernsten“ Veranstaltungen innerhalb der  Verbindung oder des Dachverbandes sind diese unerwünscht. 
 Eine Ausnahme bildet die einzige Kieler Frauenverbindung, die  allerdings einer Vielzahl von reinen Männerbünden gegenüber steht. 
 
 Kommandant Petersen zu Gast bei den Teuten 
 Die Kieler Burschenschaft Teutonia lädt nun einen ehemaligen  U-Boot-Kommandanten ein. Petersen hatte während des zweiten Weltkrieges  das Kommando über die sich im Kampfeinsatz befindlichen Boote U-9 und  U-24, „sein“ drittes Boot, das U14 wurde zu Ausbildungszwecken benutzt. 
 Petersen nahm aktiv am deutschen Vernichtungskrieg insbesondere gegen Osteuropa  teil. Als Angehöriger der Wehrmacht hat sich Petersen als Täter des  deutschen Faschismus schuldig gemacht. Dieses hat er so  „erfolgreich“ betrieben, dass er während des Krieges mehrfach befördert  wurde. So gehen mehrere Versenkungen von sowjetischen Schiffen direkt  auf sein Konto. 
 Auch wenn eine direkte Verstrickung von Petersen in den Holocaust nicht bekannt ist, so hat er, wie alle anderen  Angehörigen der Wehrmacht, sich an der Shoah mitschuldig gemacht, indem  er Teil des taktischen Konzeptes der deutschen Ostfront war, an welcher  der industrielle Massenmord vorzugsweise vollstreckt wurde. 
 Keine Bühne für Täter_innen!
 Jeder Gehorsam gegenüber den Nazis ist Unrecht und macht eine_n zur/zum  Mittäter_in. Egal welche Taktik Petersen am Sonntag wählen wird, ob er  sich als Nazi-Opfer, als Von-nichts-gewusst-Nazi oder auch als tapferer  Soldat in stürmischen Zeiten darstellt: Er ist und bleibt aktiver Teil  des deutschen Vernichtungswahns und als solchem gehört ihm keine Bühne  geboten! Eine historische Aufarbeitung der Ereignisse der deutschen  Geschichte kann nicht durch aus dem Nähkästchen plaudernde  Wehrmachtsveteranen geschehen! 
 Die Teutonia in Kiel 
 Bleibt die Frage: warum laden die Teuten den Veteranen ein? Wer ist diese Verbindung? Die Teutonia ist seit ihrem Austritt aus der Deutschen Burschenschaft  Mitglied des Süddeutschen Kartells. Das Süddeutsche Kartell ist ein  enger Zusammenschluss aus wenigen Burschenschaften. Angegliedert an die Kieler Teutonia ist eine Pennälerschaft, also eine Schülerverbindung. 
 Der burschenschaftliche Alltag wird durch gemeinsame Besuche befreundeter  Burschenschaften, germanischer Brauchtumspflege und dem dumpfen Fröhnen  skurriler Männlichkeitsrituale geprägt. Fechten ist ist für Mitglieder  der Burschenschaft Pflicht, nur so kann die „Ehre“ einer  Vollmitgliedschaft nach dem Lebensbundprinzip erlangt werden. 
 Politisch ist die Teutonia dem nationalistischen Umfeld zuzuordnen. Bezeichnend  allein der Name – Teutonia: „Deutsches Reich“. Das passend gewählte  Motto lautet: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Deutschland als Nation nimmt  eine zentrale Stellung im burschenschaftlichen Leben und Wertesystem  ein. 
 Interne Veranstaltungen zur germanischen Brauchtumspflege  zeigen einen positiven Bezug zu dem Konstrukt der deutschen Nation als  historische Schicksalsgemeinschaft, welche sich über eine gemeinsame  Abstammung und einen geographischen Raum definiert. 
 Die Verbindung und der Rechtspopulismus 
 Diese Verehrung des Deutschen unterscheidet eindeutig zwischen Menschen die  „deutsch“ und „nicht-deutsch“ sind. Die daraus folgende eigene  Hegemonialstellung und konsequente Ausgrenzung vermeintlich „Fremder“  wird in letzter Zeit von einigen Mitgliedern der Teutonia aktiv  betrieben. 
 So engagieren sie sich in rassistischen  Organisationen wie der „Bürgerbewegung Pax Europa“, „Pi-News“ oder „Die  Freiheit“. Diese propagieren unter dem Deckmantel von liberalen  Bürgerrechtswerten plumpen Rassismus a la Sarrazin, angereichert um eine Prise christlichen Fundamentalismus und ein von Verschwörungstheorien  geprägtes Weltbild. 
 Fleißig werden in Schleswig-Holstein  Hinweise für eine vermeintliche muslimische Weltverschwörung gesucht,  mit so absurden Auswüchsen, dass Frauenbadezeiten in Schwimmbädern als  vom islamophilen Filz instrumentalisierte Zugeständnisse an die Scharia  gesehen werden. 
 Auch wenn oberflächlich ein positives Verhältnis zu den USA und Israel dargestellt wird und sich der Rassismus mit einer (im emanzipatorischen Kontext zweifelsfrei notwendigen) Islamkritik  kaschiert wird, bleibt es doch die plumpe rassistische Theorie die  genügend Vorbilder im deutschen Faschismus hat. 
 Die  vermeintliche solidarische Haltung gegenüber Israel und damit gegenüber  dem Schutzraum für Jüdinnen und Juden erscheint dabei eher als hilfloser öffentlicher Distanzierungsversuch von den Nazis, wenn parallel  dieselben Personen Wehrmachtsveteranen einladen und sich (völkisch-)  germanischer Brauchtumspflege hingeben.
 Kommt alle am Sonntag, dem 06.11., um 15.00 zur Kundgebung vor der  Moltkestraße 31, um den deutschen Täter_innen zu zeigen, was von ihnen  zu halten ist!
 

