PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 30.04.2008

– Antifaschistische Demonstration durch Gaarden anlässlich des offensiven Auftretens von Neonazis in Kiel am Sa., 03.05.08

– Demo ist Bestandteil einer unabhängigen Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagne Kieler AntifaschistInnen

– Julia Schmidt (Anti-Nazi-Koordination Kiel): „Während Lokalmedien das Naziproblem bisher totschweigen, leisten entschlossene AntifaschistInnen erfolgreichen Widerstand. Diesen gilt es gemeinsam weiterzuentwickeln.“

Am Sa., 03. Mai 2008 wird um 12 Uhr eine antifaschistische Demonstration vom Alfons-Jonas-Platz starten und sich anschließend durch den Stadtteil Kiel-Gaarden bewegen. Hintergrund der Aktion, die von Gruppen aus dem linken Spektrum organisiert und von zahlreichen Organisationen, Vereinen und Projekten unterstützt wird, ist das für Kiel bisher ungewöhnlich offensive Auftreten von Neonazis ausgerechnet zum beginnenden Kommunalwahlkampf der neofaschistischen NPD in den vergangenen Wochen.
Höhepunkt dieser Entwicklung war die Woche vom 16.-22. April, als es beinahe jede Nacht zu Angriffen auf linke und alternative Läden, Wohnprojekte und Zentren kam. Zeitgleich quartierten sich in einem Wohnhaus in der Preetzer Str. 11a bei den beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger ein Wochenende lang bis zu 30 Neonazis aus ganz Schleswig-Holstein ein, um unter dem Schutz eines Großaufgebots Polizei in den Geburtstag Adolf Hitlers hinein zu feiern, Reichkriegsfahnen aus den Fenstern zu hängen und ein Bedrohungsszenario für weite Teile der Gaardener Bevölkerung aufzubauen. Auf das Konto dieses Spektrums gehen mutmaßlich auch die nächtlichen Angriffe. Gipfel dieser Nazi-Präsenz im migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden waren schwere Auseinandersetzungen vor dem Haus zwischen TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Spontandemo und den dort anwesenden Neonazis in der Nacht des Freitags, 18. April.
Dank der entschlossenen und vielfältigen Gegenwehr Kieler AntifaschistInnen haben die beiden Neonazis mittlerweile ihre Wohnungen in der Preetzer Str. räumen müssen.

In den lokalen Medien wurde bisher trotz des zwischenzeitlichen Ausnahmezustands auf Gaardens Straßen, der fast nächtlichen neonazististischen Attacken und der umfassenden antifaschistischen Öffentlichkeitsarbeit kein Wort über die Vorgänge verloren. Der Zweck der Demonstration ist es daher, die Menschen im Stadtteil über die zunehmende Bedrohung durch Neonazis in Kiel aufzuklären, zu sensibilisieren und gemeinsam ein klares Zeichen gegen Nazis im Viertel und darüber hinaus zu setzen. Sie reiht sich ein in eine anlaufende Öffentlichkeitskampagne im ganzen Stadtgebiet. So wurden in den vergangenen Tagen tausende, teils mehrsprachige Flugblätter in verschiedenen Stadtteilen Kiels verteilt, um über die ignorierten Ereignisse informieren. Weitere antifaschistische Aktionen sind in Planung.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Wir werden mit vielen unterschiedlichen Menschen in Gaarden auf die Straße gehen um unüberhörbar darüber aufzuklären, was die lokalen Medien in Kiel auf Anraten von Polizei und Staatsanwaltschaft bisher bewusst totgeschwiegen haben: Eine neue Dimension der Bedrohung durch Neonazis. Denn wir wissen, dass das Neonazismusproblem nicht etwa durch Verschweigen gelöst werden kann, sondern durch das offene Thematisieren, die politische Auseinandersetzung und den kompromisslosen Widerstand dagegen. Da wir damit offensichtlich auf niemanden anders zählen können als auf uns selbst, wollen wir dazu motivieren, den antifaschistischen Kampf gemeinsam mit allen Betroffenen und anderen NazigegnerInnen zu organisieren und in aller Breite zu führen. Dass wir damit erfolgreich sein können, wenn wir entschlossen und solidarisch vorgehen, zeigt das schnelle Ende des Nazihauses in der Preetzer Str. 11a.“