Infostand von Rechtspopulisten in Kiel

Auch wenn das auf dem Nordmarksportfeld geplante diesjährige Fußballturnier des von Neonazis geprägten Freizeitfußballteams Bollstein Kiel auf Druck des Runden Tisch gegen Faschismus und Rassismus Kiel nach jahrelanger wissentlicher Duldung von der Stadt Kiel kurzfristig abgesagt wurde, gab es für schleswig-holsteinische Antifaschist_innen am Samstag, 8.9.2012 dennoch viel zu tun: Neben einer Kundgebung von etwa 20 Neonazis in Schleswig und einer obskuren Demonstration von bis zu 250 rechten Wutbürger_innen gegen einen Sexualverbrecher in Neumünster mit Beteiligung einiger bekannter Neonazis, führten auch rechtspopulistische Rassisten von Pax Europa und PI-News einen Infostand am Kieler Dreiecksplatz durch. Weitestgehend ungestört konnten die bis zu zehn Rassisten über die Mittagszeit unter Polizeibewachung etwa drei Stunden lang ihre für Außenstehende schwer verständliche „Aktion BürgerWeckruf“ gegen vermeintliche krisenpolitische Eingriffe der EU in die Souveränität der BRD durchführen.

Erst als die Rechtspopulisten gegen 14.30 Uhr gerade mit dem Abbau ihres Standes begonnen hatten, erschienen etwa ein Dutzend Antifaschist_innen am Stand, die für Panikattacken unter den circa fünf verbliebenen, überwiegend greisen Standbetreibern und bei der zur Hilfe gerufenen Polizei sorgten. Dem Tumult, den die völlig überforderte Polizei eher eskalierte als unter Kontrolle brachte, fielen einige Stapel Pax Europa/PI-News-Flyer zum Opfer. Die teilweise sehr rabiat agierende Polizei nahm daraufhin in unkoordinierten Aktionen von mehreren Antifaschist_innen die Personalien auf und verteilte Platzverweise, konnte den Abbau aber zu keinem Zeitpunkt gänzlich abschirmen. Ruhe kehrte erst ein, als Pax Europa/PI-News gegen 15 Uhr das Feld räumten. Zu Ingewahrsams- bzw. Festnahmen kam es nicht.
Auf den letzten Drücker konnte also auch dieses mal noch klargestellt werden, dass nicht nur Neonazis, sondern auch andere Rassist_innen immer damit zu rechnen haben, gestört zu werden, wenn sie in Kiel versuchen, ihre Propaganda in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Da dies der erste bekannt gewordene Auftritt aus diesem Spektrum seit etwa einem Jahr war, heißt es in der nächsten Zeit wieder verstärkt die Augen offen zu halten, damit bei möglichen zukünftigen Auftritten von Rechtspolist_innen bestenfalls nicht erst beim Abbau interveniert werden kann.