Wir dokumentieren einen Text von AntifaschistInnen aus Kiel 
 In Kiel stehen mal wieder einige Prozesse gegen Antifaschist_innen an. Die Vorwürfe sind unterschiedlich, der Grund ist jedoch in allen Fällen der selbe. Konsequenter Antifaschismus, der sich nicht auf die leeren Worthülsen bürgerlicher Politiker_innen beschränkt, ist notwendig und
 muss sich notwendig auch gelegentlich über bestehende Gesetze hinwegsetzen. Denn gerade von einem Staat, der die Totalitarismustheorie zur Leitidee erhoben hat und ständig bemüht ist, die radikale Linke ideologisch mit Nazis gleichzusetzen und mit Repression zu überziehen, ist nichts Gutes zu erwarten.
 Zudem befinden wir uns seit Jahren in einer Situation, in der der
 herrschende Diskurs und die herrschende Politik ein zunehmend
 repressives Klima schaffen. Spätestens seit 2001 schafft sich der Staat
 mit dem Vorwand der Terrorbekämpfung ein immer umfangreicheres
 Instrumentarium an Repressionsmitteln; führende Politiker_Innen sind
 stets bemüht, Dinge wie „eine neue RAF“ heraufzubeschwören und nicht
 zuletzt die Repressionswelle im G8-Vorfeld 2007 hat gezeigt, dass der
 Staat mit dem Terrorismusvorwurf auch gegen die radikale Linke
 vorzugehen bereit ist. Doch damit nicht genug, müssen wir auch noch das
 permanente Gejammer der Polizeigewerkschaften ertragen, das im Oktober
 schließlich zu einer Verschärfung des Strafmaßes bei vermeintlichem oder
 realem „Widerstand“ führte.
 Erst kürzlich wurde in Kiel ein Antifaschist wegen Geschehnissen in
 Neumünster angeklagt. Gerade die dortige Situation beweist immer wieder
 aufs Neue, wie notwendig antifaschistische Intervention gegen die
 beschissenen deutschen Zustände ist. Bei einem versuchten Aufmarsch
 waren Nazis dieses Jahr an einigen Stellen effektiv an ihrem
 menschenverachtenden Treiben gehindert worden. Jedoch hatte die Polizei
 wohl noch eine Festnahmequote zu erfüllen, um sich in der Öffentlichkeit
 keine Untätigkeit vorwerfen lassen zu müssen. Das Verfahren endete
 letztlich mit einem Freispruch. Staatlicherseits ein repressiver
 Schnellschuss und auch ein Schuss in den Ofen.
 Wollen wir den Kampf für eine Welt nicht aufgegeben, in der nicht mehr
 Ausbeutung und Unterdrückung die bestimmenden Prinzipien sind, dann
 müssen wir uns eine Antwort auf staatliche Repression einfallen lassen,
 die mehr ist, als nur Soli-Kohle für von Repression betroffene Personen
 klarzumachen. Wir müssen in den Fokus rücken, dass Repression die
 logische Konsequenz auf radikale Linke Politik ist. Gerade
 linksradikaler Antifaschismus darf sich nicht darauf beschränken, gegen
 einzelne Nazis vorzugehen, sondern muss Staat, Nation und all die
 anderen Verhältnisse, in denen faschistisches Gedankengut
 (re-)produziert wird in in ihren Grundfesten kritisieren und auch
 praktisch bekämpfen.
 Es gilt deutlich zu machen, dass Repression nicht nur diejenigen
 Menschen betrifft, die gerade mal das Pech hatten, ins/vors Visier des
 staatlichen Gewaltapparates zu geraten. Wir müssen vermitteln, dass
 Repression dazu dient, linke Politik und Aktivist_innen zu
 kriminalisieren und in ihrer Arbeit einzuschränken.
 Deswegen sollten wir auch mit Prozessen nicht umgehen, als wäre dieses
 nur ein individuelles Problem der Betroffenen (obwohl es sicher unter
 anderem auch das ist). Wir müssen deutlich machen, dass der Staat
 probiert, die Prozesse auf eine rein strafrechtliche Ebene zu ziehen und
 damit zu entpolitisieren. Unsere Aufgabe ist es, die politische
 Motivation dieser Anklagen in den Vordergrund zu rücken, die Prozesse im
 besten Fall offensiv politisch zu führen! Wir müssen klar machen, dass
 zwar verschiedenen Leuten verschieden bedruckte Briefe ins Haus
 flattern, die aber an eine gemeinsame Adresse gerichtet sind: Denn
 gemeint sind wir alle und unsere politische Arbeit! Daher müssen wir
 auch im Umgang mit Repression gemeinsame Vorgehensweisen finden.
 Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
 Für eine Welt ohne Nazis, Staat, Nation und Klassenjustiz!
 Weil Solidarität mit schönen Worten allein nicht machbar ist, haben wir
 auch ein Konto und hoffen, dass ihr Ideen habt, wie ihr uns politisch
 und/oder finanziell unterstützen könnt:
 Rote Hilfe e.V. Kiel
 BLZ: 200 100 20
 Postbank Hamburg
 Konto-Nr.: 88 214 207
 Stichwort: Prozesskosten Kiel
 Wenn ihr selber von Repression betroffen seid oder einfach
 Solidaritätsbekundungen loswerden wollt, dann meldet euch bei:
 *antirepressiva-kiel@gmx.de*

