Enrico Pridöhl kündigt einsamen „Aufmarsch“ in Bad Segeberg an

Unter dem Motto „Stolz Ehre Treue – Für das Vaterland“ mobilisiert der einsame Neonazi-Einzelkämpfer Enrico Pridöhl am 4.6.2016 um 13:00 Uhr zu einer Demo in Bad Segeberg. Startort ist eine Schule, angemeldet ist das Ganze bis 15:00 Uhr. Als Aufhänger dient dabei wahrscheinlich die geplante Unterbringung von Geflüchteten aus Hamburg in einer zentralen Erstaufnahmeeinrichtung nahe Bad Segeberg. Mittels rassistischer und nationalistischer Hetze versuchen Neonazis wie Pridöhl, an rassistische und nationalistische Stimmungen in der Bevölkerung anzuknüpfen. Ein Unterfangen, das bisher in Schleswig-Holstein nicht von Erfolg gekrönt war. Die Kundgebungen von „Neumünster wehrt sich“, bei denen Pridöhl einer der ursprünglichen Initiatoren gewesen und Stammgast geblieben ist, haben mit ständig sinkenden TeilnehmerInnenzahlen und mangelnder Motivation der Organisatoren zu kämpfen. Nicht zuletzt die Konfrontation mit kontinuierlichem antifaschistischen Widerstand hat dazu geführt, dass die Außenwirkung gleich Null geblieben ist. Pridöhl selbst soll bei deren letzten Termin am 21. Mai bei seiner Abreise am Bahnhof Ziel eines Angriffs geworden sein.

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Enrico Pridöhl beim Aufmarsch von „Neumünster wehrt sich“ am 21.5.2016

Aber dort kommen immerhin noch ein paar wenige Leute, was in der Vergangenheit bei den versuchten Kundgebungen und Aufmärschen von Enrico Pridöhl nicht der Fall gewesen ist. Ursprünglich aus Brandenburg stammend, versuchte er dort, mit Hetze gegen Pädosexuelle, inklusive Aufrufen zu Lnychmorden und der Todesstrafe, Demonstrationen und Kundgebungen, u.a. in Prenzlau durchzuführen. Diese waren allerdings mies besucht, meistens kamen nicht mehr als drei bis vier Leute. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Tatsache, dass sich Enrico Pridöhl mit seinen einstigen KameradInnen überworfen hat.

So verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Ostholstein, nur um dort mit dem gleichen Thema am 31.10.2015 in Bad Malente eine Kundgebung durchzuführen, Anwesende: ganze fünf Neonazis. War Pridöhl anfangs Teil von „Neumünster wehrt sich“, gab es auch dort bald Streitereien, so dass er die Facebookgruppe „Schleswig-Holstein wehrt sich“ ins virtuelle Leben rief, betrieben nur von ihm selbst. Sein letzter eigener öffentlicher Auftritt war dann Anfang Januar 2016 eine „Demonstration“ in Boostedt, bei der er und elf weitere Nazis dank eines Polizeiwanderkessels bar jeder Außenwirkung und begleitet vom Protest von ca. 100 Antifaschist*innen durch den Ort eskortiert wurden. Im Vorfeld distanzierten sich die Organisatoren von „Neumünster wehrt sich“ öffentlich von der Veranstaltung, andere Neonazis machten sich über Pridöhl lustig und kündigten demonstrativ ihr Nicht-Erscheinen an. Ein deutliches Zeichen für die Zerwürfnisse und Streitereien, die seit Jahren in der schleswig-holsteinischen Naziszene eher die Regel denn die Ausnahme darstellen.

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Enrico Pridöhl nach dem Aufmarsch von „Neumünster wehrt sich“ am 21.5.2016


Jetzt kündigt Pridöhl also einen Aufmarschversuch in Bad Segeberg an. Auch wenn nicht zu erwarten ist, dass sich viele Neonazis dorthin auf den Weg machen, so ist es es doch wichtig, sie aus der Deckung zu zerren, ihren Strategien öffentlich zu machen und klar zu benennen, worum es Pridöhl und seinen MitstreiterInnen geht: Um die Verbreitung rassistischer und nationalistischer Hetze gegen Geflüchtete und Nazi-Propaganda. Und so weit weg die Nazis in S-H gerade von der von ihnen herbei geträumten Volksbewegung sind und so lächerlich manche ihrer Aktionen und Protagonisten, wie eben Enrico Pridöhl, auch wirken mögen, so zeigen die rassistischen Übergriffe, Körperverletzungen und Brandanschläge in den letzten Monaten, dass es auch in Schleswig-Holstein einen Nährboden für das menschenverachtende Gedankengut der Nazis gibt. Bundesweit entlädt sich dieses Zusammenspiel seit Monaten auf viel drastischere Weise.

Insofern gilt es auch in Zukunft die Versuche von Neonazis und anderen Rechten, ihren Rassismus in die Öffentlichkeit zu tragen mit Aufmerksamkeit zu verfolgen und zu konfrontieren. Seien es nun Ankündigungen von Enrico Pridöhl oder wem auch immer.