Naziterror und Brandanschlag in Tostedt

Inzwischen ist Tostedt überregional für seine aktive Naziszene und den Neonaziladen bekannt. Doch in letzter Zeit wirkte es so, als ob es um die Szene vor Ort ruhig geworden wäre. Tatsächlich sind die Übergriffe, Einschüchterungsversuche und sonstige Aktivitäten seitens der Nazis deutlich zurück gegangen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf die Aktivitäten des Antifa-Bündnis »Landfriedensbruch«, dem öffentlichen Druck durch die Presse und den zahlreichen Vorstrafen und Gerichtsprozesse gegen die Kader der Szene. Seit ein paar Wochen jedoch melden die örtlichen Antifaschist_Innen wieder vermehrte Aktionen der Neonazis. Jetzt wurde auch eine Auto eines Antifas angezündet.


 

In der Nacht vom 2. auf den 3. September wurde das Auto eines bekannten Antifaschisten angezündet. Die Neonazis probierten auf dem Hof einer linken Wohngemeinschaft zunächst die Frontscheibe mit einem Stein einzuwerfen. Als dies nicht gelang, warfen sie die Seitenscheibe ein und entzündeten den Sitz. Bereits in den Abendstunden des 2. September kam es zu einer Auseinandersetzung auf dem Dorfplatz am Sande. Eine Gruppe von ca. 10-15 Neonazis versuchte eine Gruppe von vier Antifaschist_innen und alternativen Jugendlichen anzugreifen. Die vier konnten den Angriff abwehren und die Nazis in die Flucht jagen.
Im Verlauf der letzten Woche gab mehrere Mobilisierungsaktionen für die nächste antifaschistische Kundgebung am 10. September in Tostedt. In der Innenstadt sind massiv Plakate dafür aufgetaucht und es wurden regelmäßig Flyer verteilt.
Das abgefackelte Auto ist als Racheakt auf die Aktivitäten der örtlichen Antifaszene zu verstehen. Schon vor ein paar Wochen wurde das Auto von Nazis großflächig zerkratzt. Bei einem anderen wurde der Außenspiegel abgetreten, zusammen mit der Drohung, dass es »beim nächsten mal mehr als nur der Außenspiegel« sein würde.

 

Offensichtlich setzen die Tostedter Neonazis ihre gewaltätigen Übergriffe nun fort. Die beiden Neonazis Fabian Rath und Mattes Wehber lauerten einem bekannten Antifaschisten auf dem Weg zu seiner Arbeit auf, griffen ihn an und probierten ihm einen glühenden Zigarettenstummel ins Gesicht zu drücken. Der gleiche Antifaschist war bereits öfters das Ziel von Einschüchterungsversuchen, regelmäßig wird er von Neonazis bedrängt und bedroht. Bei einem Versuch ihn abzufangen, traf ein Neonazi auf eine Gruppe Antifaschist_Innen die ihn erfolgreich in die Flucht schlagen konnten. Anstatt sich Unterstützung bei einem Gleichgesinnten zu suchen, rief er seine Mutter, welche ihn aus der missgünstigen Lage befreien sollte. Die Beiden verständigten die Polizei und zeigten die solidarischen Antifas an. Wie durch ein Wunder ist dem Antifaschisten bisher nicht mehr passiert als blaue Flecken und Schürfwunden.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich ein paar Wochen später. Mattes Wehber traf in der Tostedter Innenstadt auf eine Gruppe Antifas, er wurde lediglich angepöbelt. Daraus machte er einen Angriff und einen »Hausbesuch«, er schickte seinen Vater (überzeugter Nationalist) vor, um einen benachbarten Antifaschisten einzuschüchtern. Der Vater, sowie wenig später Mattes wurden konsequent vom Hof argumentiert. Auf einem Dorffest in der Nähe von Tostedt fingen Nachwuchs Nazis (aus dem Umfeld des »Nationalen Widerstand Tostedt«) an, eine Gruppe Antifaschist_Innen zu beschimpfen und sie kurze Zeit später mit Flaschen und Steinen zu bewerfen. Nur durch konsequenten Widerstand gelang es den Genoss_Innen die Nazis vom Fest zu jagen. Wenige Tage später wurden zwei vermummte Neonazis bei einem Angriff auf eine linke Wohngemeinschaft überrascht und in die Flucht geschlagen.

 

Im nahe gelegenen Buchholz wurde ein Kandidat für die Kommunalwahl der Partei »Die Linke« von dem Tostedter Neonazi Fabian Rath angegriffen. Dabei schlug dieser dem jungen Linken mehrfach ins Gesicht und versuchte mit einem Springmesser auf ihn ein zu stechen. Einen Tag später wurden zwei weitere linke Jugendliche in Buchholz von Tostedter Neonazis angegriffen und ebenfalls mehrfach ins Gesicht geschlagen. Sie kamen glücklicherweise mit Platzwunden und blauen Flecken davon.
Die Beiden stellten Anzeige bei der Polizei. Woraufhin es zu einer Durchsuchung des Elternhauses von Fabian Rath kam. In seinem Zimmer wurden verschiedene Waffen gefunden, u.a. ein Kampfmesser von der Bundeswehr und Gaspistolen. Bei einer anderen Kontrolle durchsuchten Polizeibeamte das Auto von Rath, dabei stießen sie auf ein Springmesser und eine Axt. Rath ist bereits zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Nach der neuen Anzeige und erdrückenden Beweisen, sieht es im Moment nach einer mehrjährigen Haftstrafe für den 19-jährigen aus. Anstatt sich zurückzuhalten, macht Rath munter weiter. In der Diskothek Padam in Riepe bedrohte er zusammen mit einem anderen Nazi drei junge Antifas mit einem Messer und den Worten: «Ich geh eh in Knast, da kann ich euch auch abstechen.«
Auf einem Abschlussball wurde ein Antifaschist von Nazis bedroht, eingeschüchtert und gejagt. Dabei versuchten Neonazis, allen voran Christoph Rehm, dem Schüler seine Buttons zu entwenden. Nur durch entschlossenes Handeln konnte schlimmeres verhindert werden.

 

Auch vor potenziell tödlichen Anschlägen machen die Nazis im Landkreis Harburg keinen Halt. In der Nacht zum 21. August 2011 wurden die Radmuttern an einem Fahrzeug einer aktiven Antifaschistin gelöst. Diese ist ebenfalls eine Kandidatin der Partei „Die Linke“. Glücklicherwiese entdeckte sie die Manipulation am Fahrzeug, als sie während der Fahrt ein Klappern hörte.

 

Zum Todestag von Rudolf Hess planten die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) um Kevin Arbeit aus Wiegersen und der »NW Tostedt« eine Spontandemonstration in Buxtehude. Die geplante Aktion wurde von ca. 30 Antifaschist_Innen erfolgreich verhindert. Geplant war ein “Fackelmarsch” durch in Innenstadt Buxtehudes, am Abend des 17. August 2011. Allein die Anwesenheit der Antifas jagte den Organisatoren um Kevin Arbeit solch einen Schrecken ein, dass sie auf ihren Fahrrädern gleich wieder die Heimreise antraten. Mehrere Autos von Tostedter Nazis – u.a. Bastian Dähnert – fuhren durch die Stadt, aber auch sie waren sichtlich mit der Situation überfordert. Für die Neonazis war es ein herber Rückschlag, dass eine konspirativ organisierte Aktion von aktiven Antifaschist_innen verhindert werden konnte.

 

»Streetwear Tostedt«

 

Nach Auseinandersetzungen zu Pfingsten 2010 zwischen Tostedter Neonazis und Teilnehmer_Innen einer antifaschistischen Spontandemonstration, wurden mehrere Tostedter Neonazis wegen »Landfriedensbruch« verurteilt. U.a. Bastian Dähnert, Sebastian Stöber, Fabian Rath und Stefan Silar. Bei den Auseinandersetzungen an Pfingsten 2010 ging Stefan Silar mit einem gezückten Messer auf einen Antifaschisten los. Silar ist aktueller Betreiber des Neonaziladen »Streetwear Tostedt«, er ist bereits mehrfach vorbestraft, u.a. wegen Körperverletztung. 1992 wurde er wegen Totschlags zu einer 6-jährigen Haftstrafe verurteilt. Vor dem Amtsgericht Tostedt wurde er wegen »gefährlichen Landfriedensbruch« zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Im Berufungsprozess von dem Gericht in Stade verringerte der Richter nach einer Absprache mit Silar und dessen Anwalt, das Strafmaß auf 12 Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf 5 Jahre zur Bewährung. Eine Bewährungsauflage beinhaltet die Schließung des Streetwear Tostedt, die von Silar selbst vorgeschlagen wurde. Eine Beamtin des Staatsschutzes sagte zugunsten Silars aus, so dass er eine positive Sozialprognose bekam. Und das obwohl Silar noch vor ein paar Wochen auf ein Auto mit vermeintlich linken Insassen gestürmt ist um sie körperlich anzugreifen. Dieser Vorfall ist den Repressionsbehörden bekannt, da der Vorfall sich abspielte während Bullen daneben standen. Zur gleichen Zeit fand eine Kundgebung der Kampange »Landfriedensbruch« unter dem Motto »Skaten gegen Nazis« am Bahnhof statt.
Mittlerweile ist Silar vor die nächste gerichtliche Instanz in Celle gezogen und hat wieder Berufung eingelegt. Damit will er erreichen, dass er seinen Laden auch weiterhin betreiben kann. Seine Einlassungen vor dem Landgericht Stade waren offensichtlich taktischer Natur, um den Richter und Staatsanwalt zu täuschen.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr wie unfähig die staatlichen Repressionsbehörden bei dem Umgang mit der Naziszene sind. Es ist klar, dass diese Thematik nicht vom Staat weg gesperrt werden kann, vielmehr handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem.

 

Tostedt rocken!

 

Das beste Mittel gegen Neonaziaktivitäten ist immer noch der antifaschistische Selbstschutz. Aus diesem Grund findet am 10. September eine antifaschistische Kundgebung mit LKW-Konzert in Tostedt statt. Bands und die Kampagne Landfriedensbruch wollen den Aufbau einer antifaschistischen Jugendkultur in Tostedt unterstützen und Räume für antifaschistische Strukturen schaffen.

 

Hunderte AntifaschistInnen demonstrieren in Tostedt!

Wir dokumentieren einen Indymedia Artikel der Kampagne Landfriedensbruch:
Bei Sonnenschein kamen am gestrigen Samstag rund 800 Menschen in Tostedt zusammen, um gemeinsam auf die Straße zu gehen. Das Örtchen Tostedt ist seit Jahren Schwerpunktgebiet des organisierten Neofaschismus in Niedersachsen und in den vergangenen zwei Jahren kam es zu diversen Übergriffen durch Nazis.
Die antifaschistische Demonstration stand unter dem Motto: „Kein Vergeben, kein Vergessen! Den Nazis offensiv entgegentreten!“. Die Teilnehmer_innenzahl übertraf die Erwartungen der Organisator_innen der Demo und insgesamt kann mensch zufrieden mit dem Tag in Tostedt sein. Selbst anfängliche Rangeleien mit und Übergriffe durch die Polizei können den Erfolg nicht schmälern.
Mit der Demo konnte ein erster Schritt beim Aufbau antifaschistischer Strukturen in Tostedt getan und die Verhältnisse im Ort etwas zum tanzen gebracht werden.
http://media.de.indymedia.org/images/2011/03/302989.jpg

Anfangs sah es noch danach aus, dass die Demo nicht sehr weit kommen würde und durch die Einsatztaktik der Polizei schon am Auftaktort – am Bahnhof – eskaliert werden sollte, um sie gleich dort aufzulösen. Die Polizei kündigte an, dass sie sämtliche Demonstrationsteilnehmer_innen, die mit den Zügen anreisen würden, kontrollieren wolle. Bei Ankunft des ersten Zuges wurde der gesamte Bahnsteig abgeriegelt und mehrere hundert Menschen sollten durch nur zwei Abgänge geleitet und dann durchsucht werden. Die Menschen wurden dazu auf dem Bahnsteig eingekesselt und nach den ersten beiden Durchsuchungen wurde deutlich, dass dies nicht sonderlich schnell geschehen würde. Gegen diese Behinderung der Demonstration intervenierte die Versammlungsleitung und forderte die Beendigung dieser provokativen Polizeimaßnahme. Auch wurde schnell klar, dass sich kaum jemand kontrollieren lassen wollte und die Menschen versuchten, die Polizeisperre zu passieren. Die Polizei drängte die Menschen zurück auf den Bahnsteig und es entstand eine sehr bedrohliche Situation für die Demonstrationsteilnehmer_innen, da Gefahr bestand, auf die Gleise zu stürzen oder von vorbeifahrenden Zügen erfasst zu werden. In dieser Situation wurde der Einsatzleiter der Polizei erneut aufgefordert, die Verhältnismäßigkeit zu wahren und die Menschen durchzulassen. Wegen der lebensbedrohlichen Situation auf dem Bahnsteig wurde die Polizei auch aufgefordert, den Bahnverkehr einzustellen, was dann auch geschah. Nach längeren Diskussionen sicherte die Polizei dann den freien Abgang am anderen Bahnsteigende zu. Dies war dann allerdings nicht möglich, da die dort eingesetzten Polizeibeamte die Demonstrationsteilnehmer_innen dort ebenfalls aufhielten. Da zwischenzeitlich ein weiterer Zug eintraf, vergrößerte sich die Menschenmenge auf dem Bahnsteig. Nun gelang es, die Polizeisperre zu durchbrechen und die Menschen konnten ungehindert zum Auftaktort gelangen. Die Polizei zog sich dann auch vom Bahnsteig zurück.
In der Zwischenzeit kam es zu einem anderen Zwischenfall. Eine glatzköpfige Person in hohen Stiefeln und mit einem Agnostic Front Pullover bekleidet näherte sich der Demo. Menschen, die für den Schutz der Demo sorgen sollten, kam diese Person zweifelhaft vor und beobachteten sein weiteres Tun. Unmittelbar vor dem Lautsprecherwagen zog der Glatzkopf einen Schlagstock unter seiner Jacke hervor und schwang diesen über seinem Kopf. Offensichtlich wollte er in die Demo stürmen. Bevor Antifas eingreifen mussten, entdeckte auch die Polizei diese offensichtlich verwirrte Person und nahm ihn in Gewahrsam.
Hier zeigte sich die Erforderlichkeit eines intensiven Schutzkonzeptes für die Demo. Rund um die Demo wurden kleinere Gruppen abgestellt, die die Umgebung im Auge behalten und notfalls eingreifen sollten. So konnten auch zwei Gruppen junger Männer abgewiesen werden, die sich im Umfeld der Nazikameradschaften bewegen.
Während der Demonstration fuhren mehrere Fahrzeuge mit Tostedter Neonazis durch den Ort. In der unmittelbaren Nähe zur Demo übernahmen junge Frauen diese Aufgabe, da die Nazis wohl davon ausgingen, dass diese nicht erkannt würden.
Zu Angriffen auf die Demo kam es nicht und auch vor- und nachher kam es zu keinen Aktionen durch Neonazis. Außer einigen Naziplakaten an Laternen, die unter großem Jubel entfernt wurden, waren Nazis sonst nicht an der Demo wahrnehmbar.
Nach dem etwas turbulenten Auftakt am Bahnhof ging die antifaschistische Demonstration mit nur geringer Verspätung los. Nach einem Redebeitrag Tostedter Antifas über die Nazistrukturen und die alltägliche Situation im Ort ging die Demo ihrem ersten Zwischenziel entgegen. Lautstark zog die Demo Richtung Naziladen „Streetwear Tostedt“ in der Niedersachsen Straße.
Rund 50 Meter vor dem Laden konnte eine Zwischenkundgebung durchgeführt werden. Der Laden wurde von starken Polizeikräften abgeriegelt. Während der Kundgebung musste wieder gegen eine rechtswidrige Polizeimaßnahme interveniert werden. Aus dem Feuerwehrgebäude wurde die Demonstration abgefilmt.
Auf der Zwischenkundgebung wurde in einem Redebeitrag von Antifas aus Stade und Buxtehude an den Kapitän Gustav Schneeclaus erinnert, der vor 19 Jahren, von dem heute in Tostedt aktiven Nazi Stefan Silar ermordet wurde. In einem weiteren Redebeitrag wurde auf die Zusammenhänge von Morden durch Neonazis und gesamtgesellschaftliche Diskurse hingewiesen. Im Anschluß daran berichtete eine Antifaschistin über die Situation in Wunstorf und rief zu antifaschistischen Aktionen dort auf.
Danach ging es dann durch verschiedene Wohnstraßen Richtung Polizeiwache und Rathaus. Unterwegs traf die Demo auf nur wenige Menschen in den Straßen. Viele schauten zwar aus den Fenstern aber ansonsten war Tostedt fast wie ausgestorben. Dennoch konnten entlang der Demonstrationsroute Flugblätter verteilt werden und so auf die Hintergründe der Veranstaltung hingewiesen werden.
In der Schützenstraße fand dann die zweite Zwischenkundgebung statt. Hier fand eine Rednerin deutliche Worte zum Umgang mit den Nazis in Tostedt, der zum einen geprägt ist von Verharmlosen und Verschweigen und zum anderen durch Diffamierungskampagnen und Repressalien gegen aktive Antifas. In einem weiteren Redebeitrag berichteten zwei Antifaschistinnen aus Celle über die Nazitreffen in Eschede, den Mord an Peter Deutschmann durch Nazis im Jahr 1999 und riefen zu antifaschistischen Aktionen im Juni in Eschede auf.
Dann ging es auf die letzte Etappe zum Ausgangspunkt zurück. Unterwegs wurden einige Naziplakate entsorgt und die Polizei hielt sich, bis auf eine Personenkontrolle, zurück.
Nach drei Stunden endete die Demonstration dann wieder am Bahnhof und nach abschließenden Worten und diversen Terminhinweisen (26.03. Lübeck, 01.05. Bremen, 04.06. Braunschweig) begann die Abreise.
Nach verschiedenen Antifa-Aktionen in der letzten Zeit in Tostedt stellte die Demonstration einen ersten Höhepunkt einer antifaschistischen Kampagne da. Nicht nur die hohe Teilnehmer_innenzahl stellt einen Zwischenerfolg dar, sondern auch das durchaus gemischte politische Spektrum der Demo. Die größte Gruppe stellten autonome Antifa-Gruppen aus der Region, Norddeutschland sowie aus Burg (Sachsen-Anhalt) dar.
Aber auch erste Erfolge der Bündnisarbeit stellten sich ein. So nahm eine größere Gruppe der Grünen Jugend Niedersachsen an der Demo teil. Daneben Mitglieder verschiedener Gewerkschaften, der regionalen Friedensinitiative, der Partei Die Linke und deren Jugendorganisation. Anwesend waren ein Bundestagsabgeordneter der Grünen und eine niedersächsische Landtagsabgeordnete der DKP. Erfreulich war zudem, dass sich auch mehrere Tostedterinnen und Tostedter an der Demo beteiligten, darunter auch Mitglieder des Ortsverbandes der Grünen und des Forums für Zivilcourage. Für diese war es eine gute Gelegenheit, einmal Antifa-Gruppen kennenzulernen und vielleicht auch die von der Polizei geschürten Vorbehalte zu hinterfragen.
Die Kampagne Landfriedensbruch, die die Demo organisierte, wird den Schwung der Demo nun sicher mitnehmen und weitere Akzente in Tostedt setzen. Am 19. März konnte den Nazis ihr Freiraum genommen werden und jetzt geht es darum, die Nazistrukturen dort effektiv zu bekämpfen und regionale Antifa-Strukturen zu schaffen und zu stärken.

Tostedt hat kein Problem mit Nazis. Wir schon!

Seit Monaten finden Übergriffe von Nazis in Tostedt und Umgebung statt. Nichtrechte Jugendliche und junge Antifaschistinnen und Antifaschisten werden in Tostedt immer wieder bedroht, verfolgt oder verprügelt. Höhepunkte dabei waren die brutalen Überfälle auf Wohnungen in Hollenstedt im April und in Wistedt im Mai. In Tostedt ist eine gut strukturierte und aktive Naziszene beheimatet. Immer wieder finden Veranstaltungen und Konzerte statt. Mit dem Naziladen „Streetwear Tostedt“ verfügt die Szene auch über einen Treffpunkt mit überregionaler Bedeutung.
Mit der Kampagne „Landfriedensbruch. Tostedt hat kein Problem mit Nazis. Wir schon.“ wollen antifaschistische Gruppen aus Norddeutschland in Tostedt intervenieren. Es geht in Zukunft darum, öffentlich über die Tostedter Verhältnisse und Nazistrukturen aufzuklären, diese zurückzudrängen und die Nazis konkret in ihrem Handeln einzuschränken. Auch geht es darum, in das örtliche Klima des Verharmlosens und Verschweigens einzugreifen und die Opfer der rechten Gewalt zu unterstützen. Mit verschiedenen Aktionen soll den Nazis ihr örtlicher Freiraum genommen und antifaschistisches Handeln gefördert werden.
Eine erste Aktion fand am vergangenen Sonntag (3.10.) statt, wo ca. 100 Antifas im belebten Ort massenhaft Flyer verteilten und rechte Propaganda aus dem Stadtbild entfernten.
Am Donnerstag den 14.10. werden AntifaschistInnen aus Tostedt im Antifa-Café Kiel über die Situation vor Ort berichten.
Mehr Infos gibt es unter
http://www.landfriedensbruch.tk/ & http://www.krautdetection.tk/