Spontaner Naziaufmarsch in Kiel behindert

+++ Polizei setzt spontanen Naziaufmarsch in der Kieler Innenstadt durch +++ Über 100 Antifaschist/-innen beteiligen sich an kurzfristigen Protest- und Störaktionen +++
Am heutigen Dienstag, 07. April 2009 führten etwa 25 Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“ und der NPD zwischen 19 und 20.30 Uhr einen kurzfristig angemeldeten Aufmarsch in der Kieler Innenstadt durch. Ermöglicht wurde ihnen dies durch ein massives Polizeiaufgebot, das ihnen den Marsch vom Kieler Hauptbahnhof zum Asmus-Bremer-Platz und wieder zurück sicherte.
Bereits kurz nachdem sich die Neonazis am Hauptbahnhof gesammelt hatten, trafen die ersten spontan mobilisierten Antifaschist/-innen im gesamten Innenstadtbereich ein. Insgesamt haben über den Abend weit über 100 Menschen an spontanen Gegenaktivitäten teilgenommen: Lautstark und mit Transparenten wurde am Rande der Route Abneigung gegen die Neonazis demonstriert, es kam außerdem zu kleinen Material- und Sitzblockaden.
Die Polizei schirmte den gesamten Aufmarsch ab und ging mit äußerster Brutalität gegen protestierende Antifaschist/-innen vor. Teilnehmer/-innen einer Sitzblockade an der Bushaltestelle Hauptbahnhof wurden verprügelt, ein Journalist wurde mit Schlägen an seiner Arbeit gehindert und immer wieder fielen vor allem Polizist/-innen der Eutiner BFE-Einheiten durch Gewaltandrohungen und -anwendungen gegen Antifaschist/-innen auf. Es kam dabei zu mindestens einer brutalen Ingewahrsamnahme. Nachdem die Nazis ihren kurzen Aufmarsch beendet hatten, durften diese den Ort des Geschehens durch den Hauptbahnhof verlassen und ohne Polizeibegleitung Richtung Arbeitsamt abziehen, während Antifaschist/-innen von der Polizei am Hauptbahnhof festgehalten wurden. Dort versuchten die Nazis von der Gablenzbrücke aus mit Steinen Passant/-innen anzugreifen, waren jedoch schnell verunsichert, als sie auf einige Antifaschist/-innen trafen und flüchteten in einen Linienbus.
Bereits in der Nacht in den 7. April wurde ein junger Mann in seiner Wohnung im Kieler Norden von drei Neonazis überfallen. Sie verschafften sich gewaltsam Eintritt in die Wohnung und verwüsteten diese. Zwei der beteiligten Neonazis wurden noch vor Ort festgenommen.
Der heutige spontane Naziaufmarsch und der widerliche Überfall in der Wik sind weiterer Höhepunkt des sich seit Monaten zuspitzenden Kieler Naziproblems. In der Innenstadt hat sich heute wiedermal gezeigt, wem das Häufchen Nazis dies in weiten Teilen zu verdanken hat: Einer Kieler Polizei, die gewillt ist, die Naziaktionen mit allen Mitteln gegen antifaschistischen Widerstand durchzusetzen. Dass sich binnen kürzester Zeit über 100 Antifaschist-/innen umgehend in der City zusammengefunden haben und der Naziaufmarsch nicht ungestört stattfinden konnte, ist als Erfolg zu werten.
Bereits in den vergangenen Monaten häuften sich Neonaziaktionen in Kiel: Oft mehrmals pro Woche verteilen diese faschistische Flugblätter und bedrohen Menschen in der Innenstadt und im gesamten Stadtgebiet, bereits Anfang Februar gingen Scheiben alternativer und linker Einrichtungen zu Bruch. Antifaschist/-innen reagierten mit Kundgebungen und Demonstrationen, während die Kieler Polizei das Bild eines vermeintlich unpolitischen „Bandenkrieges“ zu zeichnen versucht und weite Teile der Kieler Öffentlichkeit sich bisher kaum zu Wort meldeten. Dies muss sich ändern: Es wird allerhöchste Zeit, dass sich in Kiel endlich breiter antifaschistischer Gegenwind gegen die permanenten Naziaktivitäten entwickelt.

Antifa-Kundgebung gegen Naziaktivitäten

Am Freitag den 20.3.09, versammelten sich in der Kieler Innenstadt auf dem Europaplatz erneut etwa 70 AntifaschistInnen zu einer Kundgebung. Diese richtete sich abermals gegen die sich seit Ende Januar häufenden Aktionen der neonazistischen „Aktionsgruppe Kiel“, die neben Plakat- und Spühaktionen sowie den Angriffen auf zwei linke Projekte in den letzten Wochen regelmäßig Flugblattverteilungen in der Innenstadt durchführten.
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Während der ca. einstündigen Kundgebung, zu der die Autonome Antifa-Koordination Kiel aufgerufen hatte, wurden zahlreiche Flugblätter an die PassantInnen und in umliegenden Geschäften verteilt. In einem Redebeitrag wurde auf das Treiben der Neonazis der „AG Kiel“ hingewiesen und die PassantInnen und Gewerbetreibenden in der Holstenstrasse dazu aufgerufen, Flugblattverteilungen von Neonazis nicht einfach so hinzunehmen sondern sie dabei zu stören.

Kieler AntifaschistInnen kündigten an, auch weiterhin gegen die Aktionen der „AG Kiel“ vorzugehen wo es möglich ist.
Pressemitteilung und Redebeitrag sind bei http://de.indymedia.org/2009/03/244754.shtml zu finden.
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Aktionen und Demo gegen Neonazis in Kiel

Zu den Aktionen am 9.3.09 in Kiel dokumentieren wir einen Artikel von Indymedia:
In Kiel haben heute erneut Neonazis der Aktionsgruppe Kiel versucht Flugbläter zu verteilen, was ihnen diesmal allerdings durch antifaschistische Proteste erschwert wurde. Als Reaktion auf und gegen die erneuten Verteilaktionen von Neonazis in Kiel und den Einsatz der Polizei und ihren Hunden gegen Antifas reagierten Kieler AntifaschistInnen mit einer erfreulich großen Spontandemonstration duch Gaarden.
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Zunächst ein Teil vom Aufruf zur heutigen Spontandemo als Bericht über den Tag (von  http://de.indymedia.org/2009/03/243712.shtml):
„Heute Mittag haben Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“ für kurze Zeit versucht Flublätter auf dem Vinetaplatz im migrantisch geprägten Stadtteil Gaarden zu verteilen. Dabei wurden sie von einem größeren Aufgebot der Polizei beschützt. Spontan sammelten sich AntifaschistInnen in der Nähe um dagegen vorzugehen. Dabei wurden sie sofort von PolizistInnen mit Hunden bedroht und angegangen. Auch im Rückzug wurden die Hunde immer wieder auf die Gruppe AntifaschistInnen losgelassen, zwei Menschen wurden durch Hundebisse leicht verletzt. Die Polizei war dann offensichtlich sehr darum bemüht, die Nazis schnell wieder aus Gaarden raus zu bekommen. Danach machten sich die 9 bis 10 Nazis (die bekannten „autonomen Nationalisten“) zu Fuss und in Bullenbegleitung auf den Weg in die Innenstadt. Hier verteilten sie dann unter großer Bullenbewachung Flugblätter in der Holstenstraße. Auch hier wurden protestierende AntifaschistInnen, mittlerweile eine größere Gruppe, von Polizeihunden attackiert. Die Neonazis hielten sich ca. 1 Stunde auf dem Asmus-Bremer Platz auf und wurden dann unter Polizeischutz aus der Innenstadt eskortiert.“
Um 17 Uhr trafen sich dann nach nur zweistündiger Mobilisierung etwa 100 AntifaschistInnen auf dem Vinetaplatz in Gaarden, wo es nach einer einer kurzen Auftaktkundgebung eine unangemeldete Spontandemo gegen den gewalttätigen Einsatz der Polizei und natürlich zur Aufklärung der heutigen Vorkommnisse in Gaarden und der Innenstadt gab. Während der Demo wurden Flugblätter zur aktuellen Situation auf türkisch und deutsch verteilt. Die Polizei beschränkte sich bei freier Routenwahl für die Demo lediglich munter aufs Verkehrsregeln.
Es bleibt abzuwarten, ob noch größere antifaschistische Aktionen in den nächsten Tagen oder Wochen nötig sind, um der AG Kiel und allen anderen Nazis in der Stadt klar zu machen, dass sie hier immer auf Gegenwind stoßen werden. Die Flugblattverteilung mitten am Tag in Gaarden zeigt, dass sie auch versuchen an für sie gefährlichen Orten präsent zu sein – es ist davon auszugehen, dass auch in nächster Zeit Nazidreck in verschiedenen Formen in Kiel zu sehen sein wird. Heute gab es allerdings nicht viel zu lachen für sie, und so war der Tag nach den antifaschistischen Kundgebungen letzten Mittwoch ( http://de.indymedia.org/2009/03/243200.shtml) und letzten Samstag ein weiterer politischer und aktionistischer Schritt in die richtige Richtung im Kampf gegen die AG Kiel und alle anderen Nazibanden.
Flugblatt auf deutsch und türkisch, das während der Demo in Gaarden verteilt wurde
Die Provinzpostille Kieler Nachrichten hat zu den Vorfällen mal wieder einen völlig inkompetenten und verharmlosenden Artikel gebracht, der auch noch inhaltlich auf das Flugblatt der Nazis eingeht…
KN vom 10.3.09:
“ Polizeischutz für Flugblattaktion
Kiel – Eine spontane Flugblattaktion einer der rechten Szene nahestehenden Organisation mit etwa zehn Anhängern gestern in der Kieler Innenstadt rief eine Protestaktion der linken Szene am Vormittag auf den Plan. Mit einem massiven Aufgebot gelang es der Polizei, die kleinen Gruppen getrennt zu halten. Mit im Einsatz waren Beamte der Hundestaffel. Die Aktionsgruppe Kiel der „Nationalen Sozialisten in deiner Stadt“ forderten einen kritischen Umgang mit dem Nahostkonflikt. Am Abend verlagerte sich das Geschehen dann nach Gaarden. Gegen 18 Uhr versammelten sich am Vinetaplatz 50 bis 60 Anhänger der linken Szene zu einem Umzug. Um Ruhe zu gewährleisten, wurden Polizeikräfte aus dem Stadtgebiet zusammengezogen. FB “

Heute in Gaarden: Deutsche PolzistInnen schützten die Faschisten! 9.3.09

Heute Vormittag haben auf dem Vinetaplatz in Gaarden bis zu 10 Neonazis unter einem starken Polizeiaufgebot faschistische Flugblätter verteilt. Bereits kurze Zeit später versammelten sich spontan die ersten ca. 10 AntifaschistInnen, um sich gemeinsam zum Vinetaplatz zu begeben und gegen die Aktion der Nazis zu protestieren. Noch in der Medusastraße wurden diese von einem Dutzend PolizistInnnen gestoppt. Dabei setzen sie bissige Hunde gegen die AntifaschistInnen ein, selbst als diese bereits geschlossen den Rückzug antraten. Dabei wurden zwei Antifaschisten durch mehrere Hundebisse und von der Hundeführerin gewollt, verletzt. Solche Szenen wiederholten sich zur Mittagszeit in der Kieler Innenstadt, nachdem die Neonazis sich aus Gaarden zurückgezogen hatten und ihre Propagadaaktion stattdessen, wie in den letzten Wochen mehrmals pro Woche geschehen, auf dem Asmus-Bremer-Platz fortsetzten. Wieder setzte die Polizei, diesmal insgesamt sechs Hunde gegen etwa 20 kurzfristig mobilisierte AntifaschistInnen ein, während die Nazis hinter Polizeiketten sicher Flugblätter verteilen konnten.

Wir finden es unerträglich, dass Neonazis sich mittlerweile trauen, nun auch schon mitten in Gaarden ihre rassistische, antisemitische und nationalistische Hetze zu verbreiten. Daran ändert sich auch nichts, wenn sie versuchen, sich als vermeintliche Menschenfreunde zu geben: Wenn Nazis Flugblätter verteilen, in denen sie scheinbar ihre „Solidarität mit Gaza“ erklären, geht es ihnen keineswegs um Mitgefühl mit den Menschen im Nahen Osten, die unter dem dortigen Konflikt leiden müssen. Es geht ihnen dabei ausschließlich getreu ihres menschenfeinlichen Weltbildes um den Hass gegen jüdische Menschen. Nazis bleiben Nazis, hetzen Menschen verschiedener nationalstaatlicher oder religiöser Herkunft gegeneinander auf und sind damit Feinde von einem Großteil der in Gaarden lebenden Menschen.

Noch unerträglicher finden wir es, dass den Nazis deutsche PolizistInnen so weit zur Seite stehen, dass auch nur der Ansatz von antifaschistischem Protest brutal unterdrückt wird. Natürlich erinnert sich die Polizei genau wie wir, was passieren kann, wenn Nazis in Gaarden versuchen aktiv zu werden: Als Nazis z.B. 2004 einen Wahlkampfstand am Karlstal veranstalten wollten, mussten sie unter Tomaten- und Eierwürfen aus allen Teilen der Gaardener Bevölkerung ihre Aktion vorzeitig anbrechen. Erst letztes Jahr gingen über 600 Menschen gegen Nazis im Stadtteil auf die Straße.

Wir rufen alle GaardenerInnen dazu auf, an diese antifaschistische Tradition im Stadtteil anzuknüpfen und sich gegen die Nazis zur Wehr zu setzen, wann immer sie in Gaarden oder sonstwo auftauchen. Wenn wir mit vielen Menschen zusammenstehen, wird es auch der Polizei nicht gelingen, den notwendigen Widerstand gegen Nazis zu verhindern. Dieser wird vielleicht schon in absehbarer Zeit wieder nötig sein, denn es ist nicht auszuschließen, dass Nazis eine ähnliche Aktion in Gaarden demnächst wiederholen. Zur Zeit kommt es fast täglich zu Naziaktivitäten in ganz Kiel. Seid wachsam, werdet aktiv!

Gegen Polizeigewalt und Nazis – in Gaarden und überall!

Widerstand gegen Nazis ist und bleibt notwendig!

 

Bugün Gaarden da Alman Polisleri Neonziileri Korudu!

Bugün sabah yaklasik 10 neonazi kendi irkci bildirilerini polislerin gözetiminde Vinetaplatz da dagitma girisiminde bulunmuslardir. Bunun duyulmasi üzerine toplanan 10 Antifasist birlikte Neonazilere engel olmak ve protesto icin biraraya gelmistir. Medusastr. üzerinden Neonazi grubuna karsi yürüyüse gecen grubu Polisler köpekleriyle birlikte durdurmus, Bu sirada iki Antifasist polis köpekleri tarafindan saldiriya ugramis ve yaralanmislardir. Ayni senaryo , gecen haftada Asmus-Bremer-Platz da Polisler tarafindan uygulanmistir. Orada toparlanan 20 Antifasistin üzerine yine 6 Polis köpegiyle saldirilmistir.

Neonazilerin bu irkci ve yabanci düsmanligi kabul edilemezken , onlarin Gaarden da iclerindeki yahudi düsmanligiyla sözde Gazze ile dayanisma bildirisi dagitmalari tahammül edilemezdir. Zira Gaarden da yasayan tüm inanclara ve tüm irklara karsi olan Neonazilerin bu son davranislari ikiyüzlülüktür.

Yine ayni sekilde Neonazilerin irkci propagandalarina göz yuman Alman Polislerinin tavrida tahammül edilemezdir. 2004 Yilinda yine secim propagandalari esnasinda Karstalda 600 Gaarden li tarafindan yumurta ve domates yagmuruna tutuldugu ve kovanlandigida biz Antifasistler kadar Alman Polislerince hatirlanmaktadir.

Eger tüm Gaarden da yasayan halklar bu irkci Neonazilere karsi birlik olup , birlikte tepki gösterebilirsek , Neonaziler Alman Polislerinin korumasi altinda bile asla bu tür girisimlerini bir kez daha Gaardenda hayata geciremezler. Zaman ayaga kalkma ve bu tür girisimleri önleme zamanidir.

 

Neonazi ve Polis baskisina karsi Gaarden da ve her yerde birlikte karsi duralim!

Redebeitrag Antifa-Kundgebung in Kiel, 4.3.09

Liebe Passantinnen und Passanten!
Liebe hier um den Asmus-Bremer-Platz Beschäftigten!
Liebe Anwohner und Anwohnerinnen!

Wir haben uns hier heute in der Kieler Innenstadt versammelt, um darauf aufmerksam zu machen, dass in den letzten Wochen – zuletzt nach unserem Kenntnisstand am vergangenen Freitag – hier am Asmus-Bremer-Platz immer wieder Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“ Flugblätter verteilt haben, in denen sie auf die immer gleiche menschenverachtende Weise die „Überfremdung“ durch „Ausländer“ propagieren, stumpfen Nationalismus als vermeintliche Lösung für soziale Missstände vorgaukeln oder für den Kieler NPD-Ratsherren Hermann Gutsche werben.

Über das Flugblattverteilen in der Kieler Innenstadt hinaus kam es zudem auch aus den Reihen eben dieser neonazistischen „AG Kiel“ seit Ende Januar zu zahlreichen weiteren, nahezu täglichen Aktionen im ganzen Stadtgebiet, darunter das Sprühen und Plakatieren faschistischer Parolen oder braune Postwurfsendungen. Vorläufiger Höhepunkt waren zwei Angriffe auf linke bzw. alternative Projekte, als in der Nacht zum 04. Februar bei dem Buchladen „Zapata“ im Jungfernstieg sowie der Druckerei der “Hansastr. 48“ mehrere Scheiben eingeworfen wurden. Bereits vor knapp einem Jahr kam es während des NPD-Kommunalwahlkampfes zu einer Reihe ähnlicher Angriffe. Damals wie heute brüstet sich mit all diesen Angriffen auf ihrer Internetseite ebenfalls die „AG Kiel“. Bei der „Aktionsgruppe Kiel“ handelt um eine offen neonazistische Gruppierung aus dem Spektrum der im Nazilager gerade in Mode gekommenen selbst ernannten „autonome Nationalisten“. Sie führt gute Verbindungen zur Kieler NPD und wurde im vergangenen Jahr von dem langjährigen Nazikader Peter Borchert aufgebaut, der kürzlich wegen seinem „Messerstecher-Prozess“ in den Medien für Aufmerksamkeit sorgte, und ist dementsprechend in der Vergangenheit durch ein besonders aggressives Auftreten aufgefallen.

Wir sind heute auf der Straße, weil wir den Umstand unerträglich finden, dass Neonazis regelmäßig in aller Öffentlichkeit ihren faschistischen Propagandamüll verbreiten können, wie wir es hier in der Kieler City den vergangenen Wochen beobachten mussten. Denn wir wissen spätestens aus der mörderischen deutschen Geschichte, dass Nazis immer menschenverachtend sind, egal in welchem Gewand sie auftreten: Ob vermeintlich friedlich und im bürgerlichen Gewand oder offen gewalttätig, ihre rassistischen, antisemitische und völkisch-nationalistische Ideologie fußt auf die Ungleichwertigkeit von Menschenleben, steht damit im absoluten Widerspruch zu jeglichem aufgeklärten Denken und ist in letzter Konsequenz tödlich für alle nicht in ihr Weltbild passenden Menschen.

Dass es nötig ist, sich den Nazis bereits bei eher unbedeutend erscheinenden Aktivitäten wie dem Verteilen von Flugblättern in den Weg zu stellen, zeigt, dass sie durch ein weitestgehend ungestörtes Auftreten wie in den vergangen Wochen in Kiel deutlich an Selbstbewusstsein gewinnen. Dies hat zur Folge, dass sie sich ermutigt fühlen, den Versuch zu unternehmen, immer weitere Aktionsräume zu erobern, die ihnen in den vergangenen Jahren in Kiel dank traditionell großer und breiter antifaschistischer Gegenwehr versperrt geblieben sind.

Durch die derzeitige Strategie der „AG Kiel“, spontane und unangekündigte Kleinstaktivitäten durchzuführen und ihren extremen Gewaltfetischismus, ist es für organisierte Antifaschist/-innen bisher schwer gewesen, auf die aktuellen Entwicklungen angemessen zu reagieren. Geballte Gegenwehr blieb bis dato nahezu aus.
Dieser unerfreuliche Umstand wird zudem dadurch erschwert, dass kleinere Ansätze, gegen die Nazis in der Innenstadt aktiv zu werden, nachträglich massiv von der Polizei behindert wurden. So kam es am 4. Februar nach dem leider erfolglosen Versuch einiger Antifaschist/-innen, den Nazis ihre Flugblätter abzunehmen, zu mehreren Festnahmen und Strafanzeigen.

Diese seit längerem zu beobachtende Strategie der Kieler Polizei, mit ihren permanenten Kriminalisierungsversuchen von notwendigen politischen Auseinandersetzungen zwischen Antifaschist/-innen und Nazis das Bild von einer Art „Bandenkrieg“ zu zeichnen, wurde nachträglich leider wiederholt auch von den lokalen Medien gedeckelt. So berichteten die Kieler Nachrichten über den Vorfall am 4. Februar in einer Randnotiz als eine Schlägerei zwischen sogenannten „Extremisten“. Mit einer solchen Argumentation werden faschistische Menschenfeinde mit denen, die sich zugunsten eines würdigen Lebens für alle Menschen gegen Nazis zur Wehr setzen, in verfälschender Weise und mit gefährlichen Auswirkungen gleichgesetzt und die Konflikte, die hieraus notwendigerweise entstehen, entpolitisiert.

Das aus genannten Gründen bisher weitestgehende Ausbleiben von antifaschistischen Gegenwind gegen die Aktivitäten der „Aktionsgruppe Kiel“ lässt die Nazis momentan bereits von „national-befreiten Zonen“ in der Landeshauptstadt träumen, also von Räumen, in denen MigrantInnen, AntifaschistInnen, nicht-heterosexuelle Menschen und viele andere kein sicheres Leben mehr führen können.

Wir wollen und können es deshalb nicht hinnehmen, dass das Flugblattverteilen durch Neonazis zur Normalität in der Kieler Innenstadt und anderswo wird. Wenn diese ein Ende haben sollen, und dies steht für uns außer Frage, darf der Widerstand nicht nur in dem Händen organisierter AntifaschistInnen liegen. Es liegt an jedem/r Passant/-in, an den umliegenden Gewerbetreibenden, an allen hier um den Asmus-Bremer-Platz Beschäftigten und den Anwohnern und Anwohnerinnen, diese Auswüchse nicht zu dulden.

Deshalb rufen wir dazu auf: Lasst die Nazis nicht ungestört ihre Flugblätter verteilen! Nehmt die Flugblätter nicht an oder entsorgt am besten gleich mehrere oder alle! Stellt euch den verteilenden Neonazis selbstbewusst entgegen und stört sie auf Eure Weise und mit Euren Mitteln!

KEINE AKTIONSRÄUME FÜR NAZIS!
NULL TOLERANZ FÜR RASSIST/-INNEN, ANTISEMIT/-INNEN, NATIONALIST/-INNEN – NIEMALS UND NIRGENDWO!

50 auf antifaschistischer Kundgebung gegen Nazi-Aktivitäten in Kiel

Heute, am 4.3.09, versammelten sich etwa 50 AntifaschistInnen zur Mittagszeit auf dem Asmus-Bremer Platz in der Kieler Innenstadt zu einer Kundgebung. Diese richtete sich gegen die sich seit Ende Januar häufenden Aktionen der neonazistischen „Aktionsgruppe Kiel“, die neben Plakat- und Spühaktionen in den letzten Wochen regelmäßig Flugblattverteilungen in der Innenstadt durchführten. Bisheriger Höhepunkt dieser jüngsten Entwicklungen waren erneute Angriffe auf alternative bzw. linke Einrichtungen in Kiel in der Nacht zum 4. Februar 2009, als bei der Druckerei der Hansastr. 48 und beim Zapata-Buchladen Fensterscheiben eingeworfen wurden. Auch hierzu bekannte sich auf ihrer Internetseite die „Aktionsgruppe Kiel“.
kundgebung
Siehe auch:

http://www.antifa-kiel.org/index.php/news/items/Zu_den_aktuellen_Naziumtrieben_in_Kiel.html

Während der knapp einstündigen Kundgebung, zu der die Autonome Antifa-Koordination Kiel aufgerufen hatte, wurden zahlreiche Flugblätter an die größtenteils aufgeschlossen wirkenden PassantInnen und in umliegenden Geschäften verteilt. In einem Redebeitrag wurden die PassantInnen, Gewerbetreibenden, Beschäftigten und AnwohnerInnen rund um den Asmus-Bremer-Platz dazu aufgerufen, die unangekündigten Verteilaktionen der Nazis zu stören und zu sabotieren. Dies dürfe nicht allein in der Verantwortung organisierter AntifaschistInnen liegen. Widerstand gegen die Nazis in der Stadt war bisher weitestgehend ausgeblieben.

Insgesamt war die Kundgebung trotz Mittagszeit unter der Woche sehr gut besucht und war ein erster hoffnungsvoller Schritt, dem neuen Selbstbewusstsein der Nazis bei ihren öffentlichen Auftritten durch antifaschistische Intervention langfristig etwas entgegen zu setzen. Es liegt an allen AntifaschistInnen in Kiel, in den nächsten Wochen darauf aufzubauen und die Dreistigkeiten der „AG Kiel“ wiedermal einzudämmen. Wie dringend dies ist, zeigt, dass sich bereits eine Stunde nachdem die Antifa-Kundgebung beendet wurde, wieder mehrere Nazis am Asmus-Bremer-Platz auftauchten, um ihren Nazimüll dort abzuladen.

 

Weitere Bilder unter: http://de.indymedia.org/2009/03/243200.shtml

 

Redebeitrag der Autonomen Antifa-Koordination Kiel

 

Flugblattaktionen, Sprühereien, Glasscherben und Quarzhandschuhe – Zu den aktuellen Naziumtrieben in Kiel

In Kiel sind Neonazis aus dem Spektrum der „autonomen Nationalisten“, die sogenannte „Aktionsgruppe Kiel“, wieder vermehrt aktiv. Der folgende Text versucht einen Überblick über die Geschehnisse der letzten Wochen zu geben.

Vorausgegangen war den Naziaktionen ein Outing von 10 militanten Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“, um die es nach der Inhaftierung von Peter Borchert im August 2008 zunächst wieder ruhiger geworden war. Gegen Borchert läuft derzeit in Kiel ein vielbeachteter Prozess. Ihm wird vorgeworfen in einer Schlägerei ein Mitglied der „Hells Angels“ lebensgefährlich verletzt zu haben. Das Outing durch AntifaschistInnen am 17.01. informierte die AnwohnerInnen über die neonazistischen Aktivitäten ihrer NachbarInnen. Desweiteren wurden die ArbeitgeberInnen der Neonazis informiert (siehe: http://de.indymedia.org/2009/01/240342.shtml).

In der Nacht zum 18.01. wurde ein Brandanschlag auf ein Auto vor einem Wohnprojekt in Neumünster verübt. Dass dies als Reaktion auf die Outing-Aktion geschah wird bisher nur vermutet, ist aber nicht auszuschließen.

In Kiel kam es dann Anfang der letzten Januarwoche, am 26.01. und 27.01., zu jeweils halbstündigen Verteilaktionen von veraltetem NPD-Material in der Kieler Innenstadt, vermutlich durch lokale NPD-Aktivisten. Im gleichen Zeitraum tauchten vermehrt Aufkleber nahezu überall in Kiel und einige Sprühereien in der Innenstadt sowie an einer linken Kneipe auf. Dabei zeigte sich anscheinend ein Teilerfolg des Outings, da sich die offensichtlich faschistischen UrheberInnen der dilettantischen Sprühereien aufrichtig für ihre kurzfristig eingetretene Arbeitslosigkeit bedankten.

 

Graffiti Holstenstrasse

Als dann am Dienstag, den 03.02., wieder eine Flugblattaktion, diesmal jedoch durchgeführt von drei militanten Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“ (u.a. Daniel Z. und Peter v. d. B.) in der Innenstadt stattfand, traf sich eine kleine Gruppe von AntifaschistInnen, die die Aktion allerdings nur kurzfristig stören konnten. Auf die aggressiven Aufforderungen zu einer Schlägerei reagierten die AntifaschistInnen nicht und gingen so einer Konfrontation aus dem Weg. Die Flugblätter setzten sich aus ebenfalls veraltetem Infomaterial, bestellbar über das Internet, mit dem Aufdruck „Aktionsgruppe Kiel“ zusammen.

In der Nacht auf den 04.02. wurden dann zwei Angriffe auf linke Projekte verübt. Dem Buchladen „Zapata“ und der Druckerei der „Hansastraße 48“ wurden die Scheiben eingeworfen. Dass „autonome Nationalisten“ aus der „Aktionsgruppe Kiel“ hierfür verantwortlich sind, ist relativ sicher, so haben diese im Frühjahr 2008 im Vorfeld der Kommunalwahlen unter anderem genau diesen Projekten die Scheiben eingeworfen. (siehe: http://www.antifa-kiel.org/index.php/chronologie.html)

Gestern, am 04.02., kam es dann im Rahmen einer erneuten Verteilaktion durch die dieselben Neonazis zu einer Auseinandersetzung mit einigen AntifaschistInnen. In dessen Folge kam es zu Festnahmen und erkennungsdienstlichen Behandlungen von vier AntifaschistInnen. Mindestens einer der Neonazis (Daniel Z.) ist ebenfalls durch die Polizei gefasst worden.

Es ist unklar, ob die Kieler „autonomen Nationalisten“ wieder eine Serie von militanten Anschlägen und anderen Aktionen wie im Frühjahr 2008 planen. Von antifaschistischer Seite darf und sollte hier mit vielfältiger Gegenwehr gerechnet werden, um der „Aktionsgruppe Kiel“ und allen anderen faschistischen und neonazistischen Organisationen klare Kante zu geben.

Keinen Millimeter den FaschistInnen!

Organisiert den antifaschistischen Widerstand!

Autonome Antifa-Koordination Kiel, 5.2.09

Aufruf: Keine Naziaktion am 12.06.08!

Keine Ruhe für NPD-Ratsherr Gutsche!

Am Do., 12. Juni (ab 15 Uhr) findet im Kieler Rathaus die konstituierende Ratssitzung statt.
Da bei der vergangenen Kommunalwahl am 25. Mai insgesamt 1478 KielerInnen die faschistische NPD gewählt haben, wird die ideologische Nachfolgerin der NSDAP an diesem Tag erstmalig einen Ratsherr ins Kieler Rathaus schicken. Da sich ihr frischgebackener Abgeordneter Herrmann Gutsche offensichtlich nicht allein zu seiner neuen Wirkungsstätte traut, planen Kieler Nazis zu diesem Anlass von 14-16 Uhr eine öffentliche Veranstaltung in Form einer Kundgebung o.Ä. in Rathausnähe, Schon am Wahlabend des 25. Mai wurde dieser zu später Stunde – leider ungestört – von etwa zwei Dutzend Neonazis zum Rathaus begleitet, unter ihnen die mutmaßlichen Verantwortlichen für die Angriffsserie auf linke Kieler Einrichtungen Ende April aus dem Spektrum der selbsternannten „autonomen Nationalisten“.

Damit sich solch widerliche Szenen nicht wiederholen, rufen wir alle AntifaschistInnen dazu auf, anknüpfend an die erfolgreichen Mobilisierungen der letzten Wochen gegen den zunehmenden Nazi-Aktivismus in Kiel zum Rathaus zu kommen und eine wie auch immer geartete Ansammlung von Neonazis im größtmöglichen Maße zu behindern.

KEINEN MILLIMETER FÜR NAZIS! NIEMALS UND NIRGENDWO!

ANTIFASCHISTISCH PRÄSENT SEIN:
Do., 12.06.08 / 13.00 Uhr / Rathausplatz, Kiel

Stay tuned! Achtet auf aktuelle Ankuendigungen!

Autonome Antifa-Koordination Kiel

Indymedia Artikel zum Tag

Redebeitrag Bündnisdemo in Kiel, 24.05.2008

Liebe Antifaschisten und Antifaschistinnen!
Liebe Kieler und Kielerinnen!

Wir sind hier heute auf der Straße, um dem Wahlkampf der faschistischen NPD eine angemessene Antwort entgegenzusetzen: Nämlich, dass wir ihrer Hetze auch dann keinen Raum gewähren, wenn sie versucht, sich im spießbürgerlichen und pseudosozialem Gewand zu präsentieren. Sollte morgen also tatsächlich eineR ihrer KandidatInnen in das Kieler Rathaus oder sonst wo in Schleswig-Holstein einziehen, so sei dieser Person gesagt, dass wir sie nicht in Ruhe lassen werden, bis sie voller Reue das Weite sucht. Wenn es für die NPD wirklich für einen Sitz reichen sollte, rufen wir zu diesem Zweck alle AntifaschistInnen trotz der letztwöchentlichen Drohungen von Polizeichef Tanck zu einer Spontandemo morgen Abend um 19.30 Uhr vom Kieler Bahnhof auf.

Einerseits haben wir uns als AntifaschistInnen in den letzten Wochen mit dem allerdings unerwartet unscheinbaren, offiziellen Wahlkampf der NPD auseinandersetzen müssen. Eine andere Sache, die für uns deutlich präsenter und weniger absehbar gewesen ist, ist das in jüngster Zeit für Kieler Verhältnisse ungewohnt offensive und vergleichsweise geplante Auftreten von Neonazis auf der Straße.

Auch wenn wir leider noch zu wenig das Gefühl haben, dass die Ereignisse der vergangenen Wochen wirklich im Stadtbewusstsein angekommen sind, dürften doch mittlerweile einige davon mitbekommen haben, dass es vermehrt zu Angriffen auf im weitesten Sinne linke Einrichtungen, zu größeren Ansammlungen von Nazis im Stadtbild und auch immer wieder zu faschistischen und rassistischen körperlichen Übergriffen gekommen ist. Höhepunkt dieser Entwicklung war die Woche vom 16.-22. April, als Neonazis beinahe jede Nacht Scheiben im ganzen Stadtgebiet einwarfen. So z.B. bei der Arbeitsloseninitiative in Gaarden, beim Zapata-Buchladen, beim Kinderladen der Hansastr. 48 oder dem Wohnprojekt Dampfziegelei.

Parallel zu diesen sich häufenden Angriffen entwickelte sich ein Wohnhaus in der Gaardener Preetzer Str. kurzzeitig zu einem Sammelpunkt für dutzende Neonazis. In diesem Haus wohnten neben einigen Unbeteiligten, die beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger. Das Haus war in Gaarden schon seit einiger Zeit als ein von Nazis bewohntes bekannt. Da ein solcher Umstand, erst recht in dem migrantisch und subkulturell geprägten Stadtteil Gaarden, eine dreiste Provokation für einen Großteil der AnwohnerInnen darstellt, kam es spätestens mit dem Bekanntwerden der Wahlkandidatur zu verschiedenen Aktionen gegen die beiden Nazis.

Dies veranlasste sie offensichtlich dazu, sich für das Wochenende um den 20.4., dem Geburtstag Adolf Hitlers, KameradInnen aus ganz Schleswig-Holstein einzuladen, um ihr Häuschen zu beschützen. In einem Akt der Selbstüberschätzung griff diese Nazi-Zusammenrottung von etwa 20 Personen dann auch am späten Abend des 18. April eine die Preetzer Straße passierende antifaschistische Spontandemo anlässlich der vorausgegangenen Angriffe gegen linke Läden an. Von deren entschlossener Gegenwehr schienen die Nazis allerdings dermaßen überrascht, dass sie sich nach nur kurzer Zeit hinter ihren Fenstern verbarrikadierten. Dieser ungewollte Rückzug der Nazis war der erste große Erfolg der Antifa gegen das Nazi-Haus mitten in Gaarden!

Von dem Abend scheinbar beeindruckt, mobilisierten Hollm und Krüger für die beiden folgenden Tage noch ein paar mehr Nazis zusammen. Diese konnten dann dank eines Großaufgebotes Polizei zwei Tage lang ungestört den Geburtstag Adolf Hitlers feiern und Reichsfahnen aus den Fenstern hängen. Auch als am Sonntag, 20. April erneut 250 AntifaschistInnen in Sichtweite demonstrierten.
Allerdings schien ihnen die Gesamtsituation wohl doch zu heikel zu werden, weshalb sowohl Krüger als auch Hollm in den folgenden Tagen aus dem Haus auszogen. Die Gefahr eines Nazizentrums mitten in Gaarden wurde somit durch spontane und entschlossene antifaschistische Intervention schon im Keim erstickt.

Auch wenn dieser Erfolg zumindest in Gaarden für etwas Entspannung sorgte, müssen wir aus diesen heißen Tagen die Erkenntnis ziehen, dass es nach einigen Jahren relativer Stille wieder einen festeren Kern von aktionistischen Neonazis neben der miefigen NPD gibt. Dementsprechend kam es auch noch nach der vorläufigen Hochphase im April immer wieder zu Naziansammlungen und Übergriffen in ganz Kiel. Dafür gibt vor allem zwei Ursachen: Ein bundesweiter Trend der Neonaziszene zu einem offensiven Auftreten, der seit dem 1. Mai in Hamburg sogar in den bürgerlichen Medien Beachtung findet, ist seit einigen Monaten auch in Kiel angekommen: Die selbsternannten „autonomen“ Nationalisten. Diese versuchen sich in Praxis, Kleidung und Habitus an linken Autonomen zu orientieren und so ihre widerliche, rückschrittliche nationalsozialistische Ideologie in einem modernen Gewand zu verbreiten. Dies begann in Kiel vor einiger Zeit mit zahlreich und nach festen Routen verklebten Naziaufklebern und ist derzeit bei der nächtlichen Angriffsserie auf linke Läden angekommen. Diese deutliche Erhöhung des Aktionsniveaus erklärt sich auch durch die Rolle des langjährigen Nazikader Peter Borchert. Dieser ist nach seinem letzten Knastaufenthalt Anfang des Jahres wieder in Kiel aufgetaucht. Um ihn scheint sich derzeit der Klüngel autonomer Nazis zu organisieren und mit ihm einen erfahrenen Organisator gefunden zu haben.

Wir müssen uns als AntifaschistInnen also darauf einstellen, dass die Nazis trotz ihrer erneuten Schlappen in Kiel weiter versuchen werden, diesen Ansatz weiterzuentwickeln und vor allem auf der Straße aktiv zu sein. Erschwerend kommt hinzu, dass sich ebenfalls im letzten Monat auch wieder etwas in der subkulturellen Nazimusikszene bewegt. So fanden im BAM im Kieler Rotlichtviertel am 12. April und am 17. Mai zwei Konzerte mit rechten Bands und entsprechendem Publikum statt. Auch hier gilt es, die Entwicklungen genauestens zu verfolgen und ihnen entgegenzuwirken.

Kieler Polizei und Staatsanwaltschaft versuchten zunächst erfolgreich, die politischen Auseinandersetzungen zwischen AntifaschistInnen und Nazis auf den Straßen Kiels und die Angriffe auf linke Läden als unpolitischen Bandenkrieg zu verharmlosen und totzuschweigen. Dies bestärkt uns mal wieder in unserer Überzeugung, dass der Staat und seine Organe vielleicht ein Interesse an oberflächlicher Ruhe und Ordnung, nicht aber an der Bekämpfung der Nazis hat. Unsere Konsequenz daraus muss lauten: Festigen wir unsere eigene Stärke im Zurückdrängen der Nazis! Entwickeln wir unsere spontane Energie der letzten Wochen weiter, die sich z.B. vor drei Wochen mit der großen Beteiligung an der Antifa-Demo in Gaarden oder anhand der vielen kleinen gelaufenen Aktionen offenbart hat, um den Nazis auch gerade wegen der neuen Herausforderungen weiterhin das Leben zu erschweren. Sei es, indem wir ihre Propaganda aus dem Stadtbild entfernen, indem wir ihre öffentlichen Versammlungen stören oder indem wir sie mit antifaschistischer Kreativität immer wieder in ihrem Alltag nerven.

In disem Sinne: Wehrt Euch gegen den Nazi-Aktivismus in Kiel – auf Euren Ebenen, mit Euren Mitteln!
Bleibt aktiv und organisiert Euch gegen Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus – nicht nur im Nazigewand, nicht nur im Wahlkampf!
Keinen Millimeter den Nazis. Niemals und nirgendwo!

Und jetzt noch kurz etwas in eigener Sache: Natürlich dürfen wir beim antifaschistischen Kampf, wenn wir es ernst meinen, unseren Fokus nicht ausschließlich auf die neonazistischen RassistInnen, NationalistInnen, AntisemitInnen und MilitaristInnen legen. Wir müssen überall dort aktiv werden, wo den Nazis aus der so genannten Mitte der Gesellschaft heraus, ein hervorragender Nährboden geschaffen wird.
Aus diesem Grund finden wir es auch äußerst unerfreulich, dass die grüne Kriegstreiberin Angelika Beer mal wieder eine unserer Demos benutzt, um sich um ihr zu Recht abhanden gekommenes linkes Image zurück zu bemühen. Denn wir erinnern uns: Sie war eine der Speerspitzen der rot-grünen Kriegsparteien, die unter dem Deckmantel eines vermeintlichen Antifaschismus und der NS verharmlosenden Lüge von einem neuen Auschwitz im Kosovo, deutschem Großmachstreben wieder zur politischen Normalität verholfen hat! Sie ist mit dafür verantwortlich, dass 1999 mit dem Angriff auf Jugoslawien erstmals seit der Befreiung vom Nationalsozialismus, wieder deutsche Soldaten an einem Angriffskrieg beteiligt waren! Sie hat damit mehr zum gesellschaftlichen Rechtsruck in der BRD beigetragen, als es die Neonazis der NPD wahrscheinlich jemals tun werden.
Wer ernsthaft Lehren aus dem deutschen Faschismus gezogen hat, kann dagegen in dieser Hinsicht nur eines fordern: Die sofortige und totale Wiederentwaffnung Deutschlands!

Aber glücklicherweise sind heute ja außer Frau Beer noch massenhaft andere Menschen auf der Straße, die uns zuversichtlich stimmen, dass wir gemeinsam und solidarisch den Kampf gegen die Nazis und die ganze andere Scheiße in Kiel und anderswo erfolgreich weiterführen können und dabei nicht auf grüne Militaristinnen angewiesen sind. Genug der Worte:
Auf eine stimmungsvolle antifaschistische Demo durch die Kieler City!

Aufruf 24.5.08: Keinen Millimeter für Nazis. Niemals und nirgendwo!

Zunehmende Nazigewalt in Kiel

Manche mussten im letzten Monat die Erfahrung selbst machen, einige haben es mitbekommen, an vielen ist es bisher völlig vorbeigegangen: Die Kieler Neonaziszene wird wieder aktiver und ist vor allem in den letzten Wochen durch ein ungewohnt offensives Auftreten aufgefallen. In der Woche vom 16.-22. April kam es im gesamten Kieler Stadtgebiet fast täglich zu nächtlichen Angriffen von Neonazis auf im weitesten Sinne linke Läden und Projekte. Betroffen waren u.a. der Zapata-Buchladen, die Arbeitsloseninitiative in Gaarden, der Kinderladen der Hansastr. 48 und einige andere Einrichtungen, bei denen mit Steinen die Fensterscheiben zertrümmert wurden. Zeitgleich kam es seitdem vermehrt zu faschistischen und rassistischen Übergriffen in Kiel und Neonazis tauchen vermehrt im Stadtbild auf. Zur Eskalation kam es, als es zu tagelangen Konflikten um ein von den beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Thomas Krüger und Nils Hollm bewohntes Wohnhaus in der Gaardener Preetzer Str. kam, die erst durch den Auszug der beiden infolge antifaschistischer Gegenwehr beendet werden konnten.
Diese vorläufigen Höhepunkte rechter Gewalt in Kiel sind die Zuspitzung einer Entwicklung, die ortsansässige AntifaschistInnen schon seit einiger Zeit beobachten: So waren an den Wänden und Laternenpfählen in weiten Teilen des Stadtgebietes zunehmend Naziaufkleber und Parolen festzustellen und Neonazis unternahmen mehrmals (schüchterne) Versuche, BesucherInnen linker Veranstaltungen und Demonstrationen abzufotografieren.

Bundesweiter Modetrend: Selbsternannte „autonome“ Nazis

Diese Häufung von offensivem Handeln der Naziszene war in Kiel in den vergangenen Jahren seit dem Niedergang der Kameradschaft Kiel im Jahre 2004 eher unüblich. Es kam zwar immer mal wieder zu rechtem Straßenterror, z.B. als sich Ende 2005 für kurze Zeit der Nazitreffpunkt Ballmann 7 am Exerzierplatz etablierte oder zu Anschlagsversuchen, z.B. als das linke Zentrum Alte Meierei im Juni 2006 mit einem Molotow Cocktail beschmissen wurde, der glücklicherweise nicht zündete. Die Hauptaktivität ging allerdings von Mitgliedern der NPD aus. Diese gibt sich jedoch vor allem in Kiel seit einigen Jahren betont spießbürgerlich, weshalb sich die Tätigkeit Kieler Nazis vor allem auf Flugblattaktionen, Kundgebungsversuche oder andere gewaltfreie und gesetzeskonforme Aktionen beschränkte.

Seit einigen Monaten scheint allerdings ein bundesweiter Modetrend der Nazis, der vor allem in der Kameradschaftsszene AnhängerInnen findet, auch im hohen Norden angekommen zu sein: Selbsternannte „autonome“ Nationalisten (AN). Diese kommen zwar ideologisch oft zumindest aus dem weiteren Umfeld der NPD, agieren jedoch eher unabhängig. Wichtig für die oft jungen, extrem gewalttätigen AN sind ein gewisser ‚Erlebnisfaktor’ und ein ‚rebellisches’ Lebensgefühl. Dieses drücken sie oft in einer von linken Autonomen geklauter Symbolik und einem entsprechendem Kleidungsstil aus. Auf das Konto der AN gehen eine bundesweit zunehmende Zahl von Körperverletzungen, Brandanschlägen und anderen direkten Angriffen auf MigrantInnen, Dunkelhäutige, jüdische Einrichtungen und neuerdings vermehrt gegen ihre politischen GegnerInnen. Die Neonazigewalt in Deutschland war nach den mörderischen Pogromen insbesondere auf von MigrantInnen bewohnte Häuser und Flüchtlingsunterkünfte Anfang der 90er Jahre kurzfristig zurückgegangen. Derzeit sind insbesondere ANs für eine gegenteilige Entwicklung mitverantwortlich, im Vergleich zum Mob Anfang der 90er jedoch in zunehmend besser organisierten Formen.

In Kiel scheinen sich solche ANs derzeit um den langjährigen Nazikader Peter Borchert zu organisieren. Dieser Klüngel ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für die jüngsten Angriffe auf linke Objekte in Kiel verantwortlich. Sie waren auch der Grund dafür, dass um den Geburtstag Adolf Hitlers am 20.4. herum, den sie in und vor dem besagten Haus in der Preetzer Str. feierten, halb Gaarden in den Ausnahmezustand versetzt wurde. So wurde die Straße und das umliegende Gebiet von einem riesigen Polizeiaufgebot für nahezu alle PassantInnen gesperrt, während die Nazis unter Polizeischutz Reichsfahnen aus den Fenstern hängen und ungestört Hitler huldigen konnten…
Diese braune Mischung aus Straßenschlägern der AN und NPD-Kandidaten an jenem Wochenende macht deutlich, dass beide Szenen trotz des phasenweise widersprüchlichen Auftretens kaum voneinander zu trennen sind, sondern es personelle Überschneidungen gibt. Einen gemeinsamen Ausdruck ihrer Menschenverachtung, der sogar in den Medien Beachtung fand, lieferte dementsprechend auch eine Gruppe von etwa 60 Nazis um Peter Borchert und den NPD-Kommunalwahlspitzenkandidaten Herrmann Gutsche, die zusammen mit der Bahn zum Naziaufmarsch in Hamburg am 01. Mai anreisten. Nachdem sie zwei Bahnabteile besetzt hatten, verschafften sie sich Zugang zur Lautsprecheranlage und verkündeten neben anderer faschistischer Hetze, die Bahn befördere ab sofort nur noch ‚Deutsche’. Für ‚Ausländer’ stünden Viehwagen zur Verfügung…

Damals wie heute: Nationalsozialistische Ideologie heißt Gewalt

Für Nationalsozialisten war und ist Gewalt nicht einfach nur ‚Mittel zum Zweck’, sondern ein wichtiger Bestandteil ihrer Ideologie. Zwischen 1933 und 1945 strebten sie ein ‚neues Europa’ an, in dem große Menschengruppen versklavt, vertrieben und ermordet sein sollten. Diesem grausamen Ziel kamen die Nazis sehr nahe: Millionen Menschen – Juden, Sinti, Roma, politische GegnerInnen, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung und andere – wurden ermordet. Millionen weitere wurden vertrieben, verschleppt und zu Zwangsarbeit gezwungen.
Heutige Nazis vom Kameradschaftsspektrum über AN bis zur NPD stellen sich selber in diese deutsche Tradition. An ihrem Ziel hat sich genauso wenig geändert wie an ihrer menschenfeindlichen Ideologie. Dass ‚nur’ über 150 Menschen in der BRD der letzten 20 Jahre von Nazis ermordet wurden, liegt an den eingeschränkten Möglichkeiten und mitnichten am mangelnden Vernichtungswillen der Szene.

Polizei und Staatsanwaltschaft: Totschweigen zum Erhalt von Ruhe und Ordnung

Während auf Kiels Straßen tagelang eine äußerst angespannte Lage herrschte, schwiegen Polizei und Staatsanwaltschaft die jüngsten Vorkommnisse in Kiel im Zusammenhang mit der Welle von Nazigewalt inklusive zweier antifaschistischer Demonstrationen mit 60 und 250 TeilnehmerInnen nicht nur wie zu erwarten tot, sondern hielten Betroffene und JournalistInnen sogar dazu an, nichts darüber zu veröffentlichen. Begründet wurde dies damit, es würde sich bei den Verantwortlichen der Naziattacken und den Menschen, die sich dagegen zu Wehr setzten, um zwei sich bekriegende unpolitische „Banden“ handeln. Wieder einmal machten die Staatsorgane in Kiel deutlich: Sie haben weder Interesse daran, sich mit den Naziaggressionen auseinanderzusetzen, noch sind sie Willens und in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen. Ihnen geht es ausschließlich darum, dass eine oberflächliche Ruhe und Ordnung auf Kiels Straßen nicht durch einen in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Konflikt gestört wird.
Kieler AntifaschistInnen zogen hieraus Konsequenzen und informierten die Bevölkerung mit tausenden verteilten Flugblättern auf Deutsch und Türkisch. Über 600 TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Demonstration im Stadtteil Gaarden am 03.05. bewiesen, dass sich derzeit trotz der (mittlerweile ein stückweit gebrochenen) Nachrichtensperre ein breiter und starker Widerstand gegen das offensive Gehabe der Nazis in Kiel formiert.

Aktiv bleiben gegen Nazis und ihren Nährboden

Hieran gilt es anzuknüpfen: Die Geschichte hat gezeigt, dass es unumgänglich ist, den Nazis überall dort entschlossen entgegenzutreten, wo sie zu erstarken drohen. Darum muss es uns als AntifaschistInnen darum gehen, eine Stimmung in der Stadt zu schaffen, die ihnen jeglichen Raum für ihre Aktionen nimmt. Dazu gehört auch, neben der Verhinderung ihrer öffentlichen Auftritte und der Beseitigung von Nazipropaganda im Straßenbild, die Nazis aus ihrer Anonymität zu reißen und ihnen in ihrem alltäglichen Leben permanent auf die Nerven zu gehen. Klärt Euer Umfeld über das Naziproblem in Kiel auf und werdet selbst aktiv. Dass wir unsere Intervention nicht auf die Zeit des NPD-Wahlkampfes beschränken dürfen und die politische Auseinandersetzung nicht bei den bekennenden NationalsozialistInnen stehen bleiben darf, steht für uns außer Frage. Ist es doch erst die rechte Politik der so genannten bürgerlichen Mitte, die Rassismus, Nationalismus und die Schaffung von Sündenböcken als bedeutende Bestandteile der Naziideologie zum Normalzustand der Gesellschaft machen. Der antifaschistische Kampf muss sich selbstverständlich auch gegen diejenigen richten, die für Abschiebungen verantwortlich sind, die die Bundeswehr wieder für deutsche Großmachtinteressen Kriege führen lassen und die mit nationalistischer Stimmungsmache die allgegenwärtigen kapitalistischen Krisensymptome wie die Verarmung breiter Bevölkerungsteile übertünchen wollen.
Eine wichtige Rolle muss in diesem Kampf auch weiterhin der gemeinsame Ausdruck einer antifaschistischen Gegenmacht auf der Straße zukommen, weshalb wir zur Teilnahme an der antifaschistischen Bündnisdemonstration „Das ist unsere Stadt – Keine Stimme den Nazis!“ des Runden Tischs gegen Rassismus und Faschismus in Kiel am 24. Mai aufrufen.

Wehrt Euch gegen den Nazi-Aktivismus in Kiel – auf Euren Ebenen, mit Euren Mitteln!
Rassismus und Nationalismus bekämpfen – nicht nur im Nazigewand, nicht nur im Wahlkampf!

Antifaschistische Demonstration: 24. Mai 2008
Auftaktkundgebung: 11.30 Uhr, Bahnhofsplatz

Autonome Antifa-Koordination Kiel
(formerly known as „Anti-Nazi-Koordination Kiel“)