Prozess gegen Peter Borchert und „Bandidos“ in Kiel

Seit Dienstag läuft am Kieler Landgericht der Prozess gegen den Neonazi, Ex-NPD-Landesvorsitzenden, Mitbegründer der „Aktionsgruppe Kiel“ und „Rocker“ Peter Borchert und andere mutmaßliche „Bandidos“. Borchert wird vorgeworfen, im Januar 2010 in Neumünster zusammen mit anderen „Bandidos“ drei Mitglieder des „Hells Angels“-Supporter Clubs „Red Devils“ angegriffen und zum Teil schwer verletzt zu haben.

Peter Borchert wurde am 27. April in Neumünster verhaftet und sitzt seit dem in Untersuchungshaft. Zwei Tage später, am 29.4., wurden die „Hells Angels“ Flensburg und die „Bandidos“ Neumünster vom Innenministerium verboten und die Clubhäuser und weitere Wohnungen von der Polizei durchsucht. Der nun laufende Prozess ist nur einer aus einer ganzen Reihe von Prozessen gegen verschiedene Mitglieder der Rockerclubs in Schleswig-Holstein.

Interessant ist hier aber vor allem die Rolle Peter Borcherts, welcher 2008 in Kiel maßgeblich am Aufbau der neonazistischen „Aktionsgruppe Kiel“ beteiligt war, die für diverse Angriffe und Anschläge auf AntifaschistInnen und linke Projekte verantwortlich ist. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt wegen eines Angriffs auf einen „Hells Angel“ in Kiel zog sich Borchert aus der Kieler Nazi-Szene zurück und wurde zu einer zentralen Figur der „Bandidos“ Neumünster, welche zu einem beliebten Sammelbecken für Neonazis aus Kiel und Neumünster wurden. So gab es diverse Verbindungen zwischen „Bandidos“ und Neonazis, z.B. über den „Club 88“ und die Kneipe „Titanic“ in Neumünster.

Hintergrund:
Gelb-Rot-Braun – Schleswig-Holsteiner Nazis unterwandern Bandidos MC 

Pressespiegel:
http://www.shz.de/nachrichten/top-thema/article//falsche-stadt-falscher-ort-kutten-her.html

http://www.kn-online.de/lokales/kiel/201673-Rocker-schweigen-nach-ueberfall-in-Neumuenster.html

NPD Kiel gibt sich aktiv – Kleinere Aktionen von Neonazis in den letzten Wochen – JN „Stützpunkt“ Kiel gegründet

Auch wenn öffentliche Auftritte von Neonazis in Kiel in letzter Zeit selten waren, gab es mehrere kleine Aktionen des Kieler NPD-Kreisverbandes in und um Kiel. Zudem hat sich in Kiel ein Ableger der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten (JN)“ gegründet.

Bereits am 11. September hielten etwa 10 Nazis für ca. 2 Stunden eine kleine Kundgebung in Hassee im Uhlenkrog vor den Stadtwerken ab. Dort fand der Landesparteitag der SPD statt, die Nazis demonstrierten dort mit Bezug auf die „Thesen“ Thilo Sarrazins zur Integration von MigrantInnen. Desweiteren gab es kleinere Flugblattverteilungen z.B. in Eckernförde (2.10.) und Kiel (13.10.). In Preetz führten Kieler Neonazis am 3.10. ein „Gedenken“ an tote deutsche Soldaten der beiden Weltkriege durch und hielten am 23.10. eine kleine Kundgebung in der Preetzer Innenstadt ab.

Im Sommer hat sich darüber hinaus in Kiel ein Ableger der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten (JN)“ gegründet, dessen „Stützpunktleiter“ der junge Kieler Neonazi Sascha S. ist. Von der neuen Gruppe gingen jedoch bis jetzt keine wahrnehmbaren öffentlichen Aktivitäten aus. Genauso verhält es sich im Moment mit der „AG Kiel“, die sich laut Aussage der Homepage in einer „Umbauphase“ befindet. Trotzdem sind Neonazis, die der „AG Kiel“ zugerechnet werden, weiterhin bei Nazi-Aktionen präsent, so z.B. beim gescheiterten Naziaufmarsch am 21.8. in Neumünster oder der versuchten Störung einer antimilitaristischen Aktion in Laboe am 28.8. sowie der bereits erwähnten Aktion am 3.10. in Preetz.

Autonome Antifa-Koordination Kiel im Web 2.0 angekommen!

Ab jetzt könnt ihr heiße Infos aus Kiel auch über Twitter bekommen.
Der technische Fortschritt machts möglich – und nötig: Da mittlerweile Mobilisierungen, aber auch die Weiterverbreitung von Informationen, ohne eine Einbeziehung der so genannten „social networks“ im Internet viele Leute nicht mehr erreichen, sind auch wir einen Schritt vorwärts gegangen und verbreiten jetzt relevante Infos auch über http://twitter.com/antifa_kiel.
Die Möglichkeit, viele Menschen in kürzester Zeit zu erreichen, ist gerade für antifaschistische (Spontan-)Mobilisierungen ein wichtiger Faktor. Trotzdem wird dieses Angebot nur eine Ergänzung sein, es befreit die/den geneigte(n) AktivistIn nicht davon, regelmäßig E-Mails zu lesen (wir nutzen u.a. [rhizom] – linke Mailingliste für Schleswig-Holstein) oder im lokalen Infoladen vorbeizuschauen und die Augen nach aktuellen Flyern offen zu halten. 
Get off the Internet – Ill see you on the streets!

Tostedt hat kein Problem mit Nazis. Wir schon!

Seit Monaten finden Übergriffe von Nazis in Tostedt und Umgebung statt. Nichtrechte Jugendliche und junge Antifaschistinnen und Antifaschisten werden in Tostedt immer wieder bedroht, verfolgt oder verprügelt. Höhepunkte dabei waren die brutalen Überfälle auf Wohnungen in Hollenstedt im April und in Wistedt im Mai. In Tostedt ist eine gut strukturierte und aktive Naziszene beheimatet. Immer wieder finden Veranstaltungen und Konzerte statt. Mit dem Naziladen „Streetwear Tostedt“ verfügt die Szene auch über einen Treffpunkt mit überregionaler Bedeutung.
Mit der Kampagne „Landfriedensbruch. Tostedt hat kein Problem mit Nazis. Wir schon.“ wollen antifaschistische Gruppen aus Norddeutschland in Tostedt intervenieren. Es geht in Zukunft darum, öffentlich über die Tostedter Verhältnisse und Nazistrukturen aufzuklären, diese zurückzudrängen und die Nazis konkret in ihrem Handeln einzuschränken. Auch geht es darum, in das örtliche Klima des Verharmlosens und Verschweigens einzugreifen und die Opfer der rechten Gewalt zu unterstützen. Mit verschiedenen Aktionen soll den Nazis ihr örtlicher Freiraum genommen und antifaschistisches Handeln gefördert werden.
Eine erste Aktion fand am vergangenen Sonntag (3.10.) statt, wo ca. 100 Antifas im belebten Ort massenhaft Flyer verteilten und rechte Propaganda aus dem Stadtbild entfernten.
Am Donnerstag den 14.10. werden AntifaschistInnen aus Tostedt im Antifa-Café Kiel über die Situation vor Ort berichten.
Mehr Infos gibt es unter
http://www.landfriedensbruch.tk/ & http://www.krautdetection.tk/