05.07.25
12:00
Veranstaltungsort
Neumünster
Samstag, 05.07.2025 | 12 Uhr | Antifaschistische Kundgebung | NMS | Genauer Ort folgt!
Gemeinsame Anreise aus Kiel: Treffen 11 Uhr HBF (Fahrkartenautomaten)
Aufruf Antifaschistischer Gruppen aus Schleswig-Holstein:
Für den 05.07. kündigt die „Die Heimat“ (ehemals NPD) an, in Neumünster aufzulaufen. Der Tag der Demonstration ist nicht zufällig gewählt: Sie dient ihrer Inszenierung gegen den am selben Tag um 14 Uhr stattfindenden Christopher Street Day (CSD). Die Neonazi-Partei verbreitet schon seit Jahren widerliche Propaganda gegen „Gender-Gaga“ und konstruiert das völkische Bild einer durch die „Gender-Mainstream-Ideologie“ bedrohten heterosexuellen Kleinfamilie. Rechte Akteur:innen sehen die patriarchale Gesellschaftsordnung in Gefahr und klammern sich an die strenge Rollenaufteilung ihres reaktionären Weltbilds.
Am Samstag wollen sich die NPD-Faschist:innen um 12:30 Uhr am Neumünsteraner Bahnhof treffen und von dort um 13 Uhr durch die Stadt laufen. Dabei stellen sie insbesondere an diesem Tag nicht nur eine Gefahr für die An- und Abreise der CSD-Teilnehmer:innen dar, sondern können womöglich auch ungehindert auf der CSD-Route marschieren. Im Hinblick auf die rasant ansteigende queerfeindlicher Gewalt ist das schlichtweg ein Skandal! Die NPD-Ankündigung reiht sich ein in eine bundesweit bedrohliche Anzahl von Übergriffen und Drohungen gegenüber CSDs und queeren Freiräumen, die zur Zielscheibe rechter Mobilisierungen geworden sind. Erst 2022 wurde der trans Mann Malte C. am Rande des CSDs in Münster von einem queerfeindlichen Angreifer getötet. Vergangenen Sommer waren unzählige CSDs mit Aufmärschen von militärisch anmutenden, teils sehr jungen und gewaltbereiten Nazis konfrontiert. Die Zahl von queerfeindlichen Angriffen stieg 2024 um fast die Hälfte an und erst vor wenigen Tagen wurde ein Fest für Vielfalt in Bad Freienwalde von bewaffneten und vermummten Täter:innen angegriffen.
Als Antifaschist:innen sind wir deshalb dazu aufgerufen, uns dieser Entwicklung konsequent in den Weg zu stellen. Die NPD darf am kommenden Samstag nicht durch Neumünster marschieren und ihre Hass-Propaganda verbreiten! Wenn die Rechten queeres wie auch migrantisches Leben zur Angriffsfläche erklären, gilt es dessen Sichtbarkeit zu schützen und Freiräume wie den CSD zu verteidigen. Es gilt sich zu verbünden, um antifaschistischen und queeren Widerstand zusammen zu bringen und zu organisieren. Denn bei den rechten Mobilisierungen geht es nicht bloß um die Verteidigung ins Wanken geratener patriarchaler Geschlechterrollen, sondern um Deutungshoheit und die Macht auf der Straße. Es gilt aber auch feministische Allianzen zu schaffen, die nicht nur die Errungenschaften im Status Quo verteidigen, sondern eine Gesellschaft jenseits der patriarchal-kapitalistisch Logik zu erkämpfen.
Denn queerfeindliche Unterdrückung ist nichts Neues und tief in der bestehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung verankert, welche auf der patriarchalen binären Geschlechtsaufteilung und Unterdrückung basiert. In Krisenzeiten werden queere Leben umso mehr zum Spielball um Herstellung kultureller Hegemonie nach außen und nach innen. Während sich ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft gelegentlich solidarisch gibt, die Rechte von LGBTQ im nächsten Atemzug aber auch als Vorwand für rassistische Hetze nutzt, beschwören rechte Akteur:innen eine Bedrohung durch geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Die Fragen nach körperlicher und sexueller Selbstbestimmung werden ins Zentrum des rechten „Kulturkampfes“ gerückt. Queere Lebensentwürfen dienen dabei als Sündenbock, während die heteronormative Kleinfamilie mit ihren Werten als schützenswert dargestellt wird. Dass das aber lediglich für ihre patriarchale Funktion, nicht aber für ihre Angehörigen gilt, zeigt die steigende Zahl von Feminiziden. Doch mit ihrer angeblichen Sorge z.B. um vermeintlichen „Kinderschutz“ ist die queerfeindliche Propaganda ein anschlussfähiger Brückenschlag zu den Weltbildern von faschistischen Milieus oder christlichen Fundamentalist:innen, entspricht aber auch dem patriarchalen Kern der bürgerlichen Gesellschaft. Der Hass gegen queere Menschen vereint so verschiedene Akteur:innen der voranschreitenden rechts-autoritären Entwicklung, vorgespieltes Mitgefühl hat längst angefangen zu bröckeln.
Das heißt auch, dass wir uns als Antifaschist:innen nicht auf die Gewaltapparate des Staates verlassen dürfen, wenn es um die Verteidigung von emanzipatorischen Freiräumen und Errungenschaften geht. Dass Polizei und Bundeswehr bei CSDs mitlaufen, ist nicht als Verbündung oder gar Solidarisierung zu verstehen. Solange sie die Verteidigung der Vielfalt als Abgrenzung zu einem vermeintlichen äußeren Feind nutzen können und damit z.B. ihr Grenzregime oder die fortschreitende Militarisierung legitimieren, geben sie sich queer-freundlich. Doch wenn es um den Schutz queeren Lebens vor rechten Angriffen geht, scheinen sie nur wenig Motivation an den Tag zu legen. Immer häufiger kommt es sogar zu staatlichem Einschränkungen bei queeren Demonstrationen. Sobald es sich anbietet, Queers als inneren Feind zu markieren, lässt der Staat seinen bunt angestrichen Schein fallen. Aus Regenbogenmarketing wird im Handumdrehen queer-feindlich, wenn der Wind sich dreht. Nicht zuletzt zeugt die Verschleppung der nicht-binären Antifaschist:in Maja ins rechts-autoritäre Ungarn durch deutsche Behörden davon. Obwohl die Rechtswidrigkeit der Auslieferung mittlerweile bestätigt ist und Maja sich nunmehr seit drei Wochen im Hungerstreik gegen die unerträglichen Haftumstände befindet, unternehmen deutsche Behörden nichts für die Rücküberführung. Sowohl im Kampf gegen Faschist:innen, als auch um queere Selbstbestimmung und Sichtbarkeit können wir uns also nur auf uns selbst verlassen.
Lasst uns gemeinsam antifaschistischen, feministischen und queeren Selbstschutz organisieren. Den Rechtsruck können wir nur stoppen, wenn wir uns seinen Akteur:innen überall kompromisslos in den Weg stellen. Kommt deshalb am 05.07. um 12 Uhr zu unserer Kundgebung gegen den queerfeindlichen Nazi-Aufmarsch der NPD in Neumünster und stellt euch ihr auf vielfältige Weise entgegen. Die Faschist:innen dürfen keinen Raum kriegen, nicht am Tag des CSDs und auch an keinem anderen Tag! Queere Lebensentwürfe müssen uneingeschränkt und angstfrei sichtbar bleiben! Wir werden die gemachten Errungenschaften verteidigen und weiter für gesellschaftliche Befreiung und ein selbstbestimmtes Leben für alle ohne patriarchal-kapitalistische Logiken kämpfen.
Den Rechtsruck auf der Straße stoppen – für queere Selbstbestimmung!
#nonazissh