„Combat 18“ zerschlagen – Oidoxie-Konzert in der „Titanic“ NMS verhindern!

Datum/Zeit
15.02.20
17:00

Veranstaltungsort
Postparkplatz


Combat 18“ zerschlagen – Oidoxie-Konzert in der „Titanic“ Neumünster verhindern!

Samstag, 15. Februar 2020: Antifa-Demo
17 Uhr | Postparkplatz (Bahnhof) | Neumünster

Route: Postparkplatz (Auftaktkundgebung) – Friedrichstr. – Färberstr. – Luisenstr. – Goebenplatz (Zwischenkundgebung) – Goebenstr. – Roonstr. – Hansaring – Werderstr. – Wippendorfstr. – Linienstr. – Hinter der Bahn – Färberstr. – Postparkplatz (Abschlusskundgebung)

Anschließend Konzert mit The Detectors und Frevel in der AJZ (Friedrichstr. 24), Einlass 19 Uhr / Beginn 20 Uhr

Gemeinsame Bahnanreisen aus anderen Städten:
HAMBURG : Treffen 15.15 Uhr | HBF
KIEL : Treffen 16.10 Uhr | HBF
LÜBECK : Treffen 14.45 Uhr | HBF

Ermittlungsausschuss (EA): 0431 / 530 34 35
Info-Ticker: twitter.com/AntifaNMS #NMS1502 

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Für den 15.02.2020 kursiert in Neonazi-Kreisen die Ankündigung eines Konzerts der bekennenden „Combat 18“-Band Oidoxie in der Nazi-Kneipe „Titanic“ in Neumünster. Ein solches Stell-Dich-Ein von Führungspersonen rechtsterroristischer Strukturen und der sich in der „Titanic“ bequem eingerichteten Reste der Schleswig-Holsteinischen Neonazi-Szene werden wir nicht widerstandslos hinnehmen.

Die Farce des „Combat 18“-Verbots

Vor wenigen Tagen verbot Bundesinnenminister Horst Seehofer die neonazistische Terrorstruktur „Combat 18 Deutschland“ (C18). Dass es bei diesem medial inszenierten Verbot um reine Symbolpolitik und nicht um die Zerschlagung einer rechtsterroristischen Organisation ging, verdeutlichte nicht nur die monatelange Ankündigung des Verbots im Vorfeld, die es den C18-Mitgliedern ermöglichte, problemlos alle relevanten Beweismittel zu beseitigen.

„Combat 18“ stammt ursprünglich aus Großbritannien und gilt als bewaffneter Arm des in Deutschland schon seit 20 Jahren verbotenen Nazi-Netzwerks „Blood & Honour“ (B&H). C18-Strategen entwickelten das Konzept des „führerlosen Widerstands“, auf das sich nicht zufällig auch das deutsche Terrornetzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“(NSU) bezog. Zwischen NSU-Struktur und C18/B&H-Umfeld konnten zahlreiche Querverbindungen nachgewiesen werden. Auch Stephan Ernst, der Kasseler Mörder von Walter Lübcke, wurde durch C18 beeinflusst. Seit seiner Restrukturierung im Jahre 2012 verfügt C18 in etwa 25 Ländern über autorisierte Divisionen.

Dass das Label „Combat 18“ in Deutschland fortan zwar unter Strafe steht und wohl möglich auch einzelne Randfiguren des Netzwerkes juristisch ihre Köpfe hinhalten müssen, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Struktur hinter C18 ungestört weiterarbeiten kann. Dies geht aus einer Konzertankündigung hervor, die in der Szene derzeit nicht-öffentlich zu einer weiteren Auflage des Rechtsrock-Formats „Rock im hohen Norden“ am 15. Februar 2020 in die Nazi-Kneipe „Titanic“ in Neumünster einlädt: Denn neben der „Titanic“-Hausbardin Karin Mundt soll an diesem Abend auch die Dortmunder C18-Hausband Oidoxie ein Unplugged-Konzert geben.

Oidoxie – Soundtrack, Keim- und Schaltstelle der „Kampfgruppe Adolf Hitler“

Bei Oidoxie handelt es sich nicht nur um eine seit den 1990ern aktive, offen neonazistische Rechtsrockband mit Kultstatus, die C18 mit „Terrormachine“ gleich ein ganzes Album widmete. Die Band Oidoxie und ihr Umfeld sind vielmehr als nahezu identisch mit den deutschen C18-Strukturen zu betrachten: Ihr Sänger Marko Gottschalk, seit mittlerweile zwei Jahrzehnten in internationalen B&H bzw. C18-Kreisen aktiv, ist Schlüssel- und Führungsfigur des deutschen Ablegers. Die aktuelle C18-Generation rekrutierte sich personell maßgeblich aus dem Bandanhang „Oidoxie Streetfighting Crew“, die internationale Vernetzungsarbeit geschieht offensichtlich im Fahrwasser der diversen Auftritte von Oidoxie im europäischen Ausland.

Über Ostholstein nach Neumünster…

Sowohl die Verbindungen von Oidoxie, als auch die von C18 reichen auch abseits des nun angekündigten Konzerts in Neumünster bis nach Schleswig-Holstein: Der aktuelle Oidoxie-Gitarrist Marco Eckert stammt aus Grube in Ostholstein. Nicht zufällig bildet er zusammen mit dem bekannten Neonazi Lars Bergeest aus Cismar gleichzeitig auch den nördlichsten Stützpunkt von „Combat 18 Deutschland“. Dieser ist maßgeblich für die Pflege der intensiven C18-Kontakte nach Skandinavien verantwortlich.

Bergeest ist langjähriger politischer und geschäftlicher Wegbegleiter des Neumünsteraner Neonazis Alexander Hardt aus dem früheren Umfeld des „Club88“. Dieser ist heute beim Rockerclub „Bandidos MC“ involviert, dessen Umfeld in Neumünster u.a. das Tattoo-Studio „Famous“ betreibt. Hardt selbst wurde bereits 2003 wegen der Schändung eines jüdischen Gedenkorts verurteilt, die als C18-Aktion deklariert wurde. Auch sein „Bandidos“-Bruder und einstiger Nazi-Kader Peter Borchert war schon Anfang der 2000er in Waffendeals mit „Combat 18“ Pinnerberg verwickelt. Die Verbindungen zwischen dem C18- Stützpunkt Ostholstein und den Neumünsteraner „Bandidos“ sind eng und gehen auf nunmehr Jahrzehnte alte Nazi-Seilschaften zurück. Dass dabei nicht nur gelegentliche Gefälligkeitsdienste bei der Organisation von Rechtsrock-Konzerten eine Rolle spielen, ist naheliegend.

Keine Panik in der „Titanic“ – die braune Erlebniswelt an der Schwale

Seit den 1990ern ist die Stadt Neumünster ein Hotspot der Neonazi-Szene in Schleswig-Holstein. Mit dem Niedergang und Ende des international relevanten „Club88“ verlagerte sich das neonazistische Milieu aus ihren eher abgeschotteten Kameradschaftsstrukturen am Stadtrand in das Neumünsteraner Alltagsgeschehen. Der Werdegang der Nazi-Kneipe „Titanic“ in der Neumünsteraner Innenstadt ist Sinnbild dieser Entwicklung. Galt diese zunächst als unpolitische Kneipe, die nebenbei auch von Rechten besucht wird, ist sie mittlerweile zum wichtigsten Treffpunkt der Szene in Schleswig-Holstein geworden. Versuchte „Titanic“-Wirt Horst Micheel lange Zeit seine eigene Zugehörigkeit zum Nazi-Milieu zu verschleiern, macht er daraus heute längst keinen Hehl mehr und sitzt für die NPD im Rathaus. Obwohl diese Fakten seit Jahren auf dem Tisch liegen und Antifaschist*innen immer wieder darauf hinwiesen, hält sich der irreführende Ruf der Kneipe als zumindest uneindeutige Location in Neumünster wacker. So ist die Kneipe Knotenpunkt der für Neumünster typischen Mischszene aus organisierten Nazis, Rockermilieu und unpolitischen Neumünsteraner*innen, die auch aus Mangel an Freizeit-Alternativen auf die Angebote der Nazis zurückgreifen. Dass das Einkaufszentrum „Holstengalerie“ zuletzt über Monate in bester Lage das Tattoostudio „Famous“ aus dem unmittelbaren Umfeld der Nazi-Rocker Peter Borchert und Alexander Hardt beherbergte, ist ein weiteres unter vielen Beispielen dafür, dass die Nazis längst inmitten der Stadtgesellschaft agieren und ihre politische Einflussnahme mittlerweile vor allem genau hier betreiben. Die Wege zwischen den infrastrukturellen Stützpunkten der Szene sind kurz, man kennt sich seit Jahren und ist auch über die Stadtgrenzen hinaus gut vernetzt.

Diese Etablierung der Szene, die Antifaschist*innen seit Jahren beobachten und aufzuhalten versuchen, hat mittlerweile zu einer zunehmenden Narrenfreiheit für Neonazis in Neumünster geführt, die insbesondere im Laufe des vergangenen Jahres immer deutlicher zu Tage getreten ist. Auch die Teilerfolge der hartnäckigen und kontinuierlicher Initiativen lokaler Antifaschist*innen konnten die Durchsetzung der rechten Hegemonie nur punktuell bremsen. Dass die „Titanic“ mittlerweile vielfach unbeachtet auch Austragungsort regelmäßiger Rechtsrock-Events im Norden ist, ist Ausdruck und Folge davon. Als hier am 16.11.2019 nicht das erste Nazi-Konzert des vergangenen Jahres stattfand, bot sich Beobacher*innen ein alarmierendes Bild. Nicht, wie bei Rechtsrock-Veranstaltungen üblich, über klandestine Schleusungspunkte, konfrontiert mit antifaschistischem Protest oder durch Polizeikontrollen fanden die über 100 Besucher*innen zum Konzertort „Titanic“. Obwohl das Konzert bereits zwei Tage vorher öffentlich bekannt wurde, gab es weder eine Präsenz der staatlichen Behörden, noch antifaschistische Gegenwehr. Die landesweit angereisten Konzertgäste fuhren ungestört, selbstsicher und gut gelaunt mit ihren Autos vor, parkten vor Ort, mussten sich vor niemandem verstecken, konnten in offener Kneipenatmosphäre Nazi-Musik konsumieren und am Ende des Abends zufrieden den Heimweg antreten. Folgerichtig tauchten an diesem ganz normalen Abend in der Schwalestadt auch seit Jahren in der Versenkung verschwundene Protagonisten der Schleswig-Holsteinischen Szene wieder auf. Der NPDler Peter von der Born musste zumindest an diesem Tag nicht mit unbequemer Öffentlichkeit rechnen. Auch sein Parteikamerad Jens Lütke ließ sich Dank solch komfortabler Rahmenbedingungen am 15.12.2019 mal wieder bei der NPD-Weihnachtsfeier blicken, die ebenfalls in den Räumlichkeiten in der Wippendorf Straße 38 abgehalten wurde.

Alles muss man selber machen: Gegen das „Combat 18“-Konzert in der „Titanic“!

Wenn am 15.02.2020 die Führungsriege des halbherzig verbotenen, aber keineswegs zerschlagenen „Combat 18 Deutschland“-Netzwerks um die Band Oidoxie mitsamt seiner Schleswig-Holsteinischen Akteure zum Liederabend für die sich um die „Titanic“ reorganisierende Neonazi-Szene im Land nach Neumünster lädt, muss dies auf Widerstand stoßen. Sowohl die Rechtsrockabende in der „Titanic“, als auch insbesondere die Konzerte der C18-Hausband sind immer mehr als bloße rassistische, antisemitische und neofaschistische Hetz- und Unterhaltungsveranstaltungen. Sie sind nachweislich Vernetzungsorte der Neonazi-Szene. Die Zerschlagung von rechtsterroristisch motivierten Strukturen wie „Combat 18“ muss nach den mit ihnen verwobenen Morden des NSU, der Hinrichtung von Walter Lübcke in Kassel oder der antisemitischen und rassistischen Attentate von Halle die Mindestkonsequenz sein. Dass der deutsche Staat und insbesondere sein Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“ kein ernstzunehmendes Interesse daran haben, offenbarte sich durch den im Münchner Prozess weitestgehend unberührt gebliebenen NSU-Komplex genauso wie aktuell bei Seehofers konsequenzlosem C18-Verbot. Es gilt als offenes Geheimnis, dass auch bei „Combat 18 Deutschland“ nicht wenige Akteure auf staatlichen Gehaltslisten stehen, was auch erklärt, weshalb fast sämtliche bekannte Führungspersonen von C18, darunter auch Oidoxie Sänger Marko Gottschalk, von den Razzien Anfang dieses Jahres verschont geblieben sind.

Es bleibt also alles wie immer: Es hängt von uns ab, ob die „Titanic“ im Februar zur ungestörten Bühne für Nazi-Terroristen wird, die ganz nebenbei ihre Strukturen am Laufen halten können. Es liegt an uns, ob Neumünster im Schatten des gesellschaftlichen Rechtsrucks weiter Schlaraffenland der Nazi-Szene bleibt oder ob ihnen ihre Spielräume wieder streitig gemacht werden können. Wir sind es nicht zuletzt den mindestens 198 Todesopfern des rassistischen, antisemitischen und neonazistischen Terrors in Deutschland seit 1990 schuldig, immer und überall nach Kräften gegen die Keimzellen der nächsten Mordversuche vorzugehen. Kommt deshalb am 15.02.2020 nach Neumünster und stärkt die antifaschistische Seite!

Rechte Terrornetzwerke auflösen – antifaschistisches Auftrittsverbot für Oidoxie durchsetzen!
Keine Homezone für Nazis – „Titanic“ versenken!

Antifaschistische Gruppen aus Schleswig-Holstein und Hamburg